Yee Lee Shing erhält Heinz Maier-Leibnitz-Preis

Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wird für ihre Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie ausgezeichnet

Das Vermögen, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern, gehört zu den universellen Erfahrungen im menschlichen Leben. Die lebenslange Entwicklung des episodischen Gedächtnisses, also der sich altersabhängig verändernden Fähigkeit des Gehirns, sich Ereignisse einzuprägen und zu erinnern, kann dabei mit einem Zweikomponentenmodell beschrieben werden, das von Yee Lee Shing entwickelt wurde. Für ihre Arbeit wurde die am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) tätige Psychologin jetzt mit dem mit 16.000 Euro dotierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet.

„Antrieb meiner Forschung ist die Beobachtung, dass sich das episodische Gedächtnis im Laufe eines Lebens kontinuierlich verändert“, sagt die 1980 in Kuala Lumpur geborene Shing. Dabei könne man zwischen einer assoziativen und einer strategischen Komponente unterscheiden, für die unterschiedliche Veränderungen über die Lebensspanne vorhersagbar seien, so die Wissenschaftlerin weiter.

In ihren Studien zeigt Shing, dass Gedächtnisdefizite von Kindern im Vergleich zu jungen Erwachsenen auf die relativ späte Reifung der strategischen Komponente zurückgehen. Die Gedächtnisleistung von Kindern verbessert sich daher maßgeblich, wenn die Kleinen effiziente Strategien des Memorierens trainieren. Im Vergleich dazu resultieren Defizite in der Gedächtnisleistung bei älteren Erwachsenen daraus, dass sowohl die assoziative als auch die strategische Komponente schwächer werden. Daher profitieren ältere Menschen vom Training der Erinnerungsstrategie weit weniger als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene.

Mit ihren Forschungsergebnissen hat Yee Lee Shing, die nach ihrem Psychologiestudium in den USA an der Berliner Humboldt-Universität promoviert wurde und seit Januar 2012 eine Minerva-Forschungsgruppe am MPIB leitet, bereits eine große Resonanz und internationale Rezeption erfahren. Die Heinz Maier-Leibnitz-Laudatoren heben darüber hinaus ihr breites Methodenspektrum und ihren interdisziplinären Ansatz als besonders vorbildlich hervor.

Über den Heinz Maier-Leibnitz-Preis

Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Anerkennung herausragender Leistungen vergeben. Die Preise sind mit jeweils 16.000 Euro dotiert und sollen die Ausgezeichneten darin unterstützen, ihre wissenschaftliche Laufbahn weiter zu verfolgen. Für die Preisrunde 2012 wurden insgesamt 125 Kandidatinnen und Kandidaten aus allen Fachgebieten vorgeschlagen. Drei Forscherinnen und drei Forschern wurde die Auszeichnung zugesprochen. Benannt ist der Preis nach dem Physiker und ehemaligen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Heinz Maier-Leibnitz.

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