Sport im Alter ist gut fürs Gehirn, jedoch lässt der Effekt ab 70 Jahren nach

Hirnforscher untersuchten über 60-Jährige beim Lauftraining

14. Oktober 2014

Was bewirkt körperliches Training im Gehirn? Gibt es dabei Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Menschen? Diesen Fragen gingen Forscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen, der Universität Magdeburg, des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg, des Karolinska Instituts in Stockholm und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung nach. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht.

Die Auswirkungen von Sport auf Herz und Kreislauf sind umfangreich erforscht, weniger jedoch die Effekte auf die geistige Fitness. In einer Studie haben Neurowissenschaftler erstmalig nachgewiesen, dass sich Sport auch im Alter auf die Hirndurchblutung auswirkt, womit sich bereits bekannte positive Effekte auf bestimmte Gedächtnisleistungen erklären lassen.

Für die dreimonatige Studienphase wurden 20 Männer und 20 Frauen im Alter von 60 bis 77 Jahren in zwei Gruppen unterteilt: eine Laufgruppe und eine Gruppe, die Übungen zur Dehnung und Entspannung der Muskulatur durchführte. Beide Gruppen absolvierten Tests zur körperlichen Verfassung und zum Erinnerungsvermögen. Außerdem wurden vor und nach der Testphase mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Gehirne vermessen.

Bei der Laufgruppe zeigte sich, dass die Mehrheit der unter 70-Jährigen nicht nur ihre körperliche Fitness steigerte, sondern sich das Lauftraining auch positiv auf die Durchblutung des Hippocampus auswirkte – ein für das Gedächtnis wichtiges Hirnareal. Zugleich verbesserte sich das visuelle Erinnerungsvermögen. So fiel es den Probanden bei Studienabschluss leichter, sich abstrakte Abbildungen einzuprägen als zu Beginn. Bei den über 70-jährigen Läufern und der Kontrollgruppe blieben diese Effekte jedoch weitgehend aus.

Eine Steigerung der Hirndurchblutung durch körperliches Training war bislang nur bei jüngeren Personen empirisch nachgewiesen worden. Die neue Studie belegt, dass sich das alternde Gehirn diese Anpassungsfähigkeit bewahren kann, wenngleich in abgeschwächter Form. Außerdem deuten die Ergebnisse daraufhin, dass Veränderungen des Erinnerungsvermögens, die durch körperliches Training hervorgerufen werden, eng mit Änderungen der Hirndurchblutung zusammenhängen.

Es zeigte sich, dass durch die Übungseinheiten auf dem Laufband bei jüngeren Studienteilnehmern mehr Blut in den Hippocampus gelangte. „Das verbessert die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen und hat möglicherweise noch andere positive Effekte auf den Stoffwechsel des Gehirns“, sagt Emrah Düzel, Standortsprecher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg und Direktor des Instituts für Kognitive Neurologie und Demenzforschung der Universität Magdeburg. „Wir sehen allerdings, dass die Wirkung des Trainings mit dem Alter nachlässt. Mit über 70 ist sie geringer als mit Anfang 60.“ Nun gelte es, die Ursachen hierfür zu verstehen.

Originalstudie
Maass, A., Düzel, S., Goerke, M., Becke, A., Sobieray, U., Neumann, K., Lövdén, M., Lindenberger, U., Bäckman, L., Braun-Dullaeus, R., Ahrens, D., Heinze, H. J., Müller, N.G., Düzel, E. (2014). Vascular hippocampal plasticity after aerobic exercise in older adults. Molecular Psychiatry. doi:10.1038/mp.2014.114

Weitere Informationen
Die Studie entstand unter der Federführung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen, der Universität Magdeburg und des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg. An den Untersuchungen und Auswertungen waren zudem Forscher des Karolinska Instituts in Stockholm sowie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung  beteiligt.

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