Lange Nacht der Wissenschaften am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Zukunftsthemen der Gesellschaft stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung
Im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften öffnet das Institut am Samstag, den 28. Juni, seine Türen. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums erwartet die Besucher*innen ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Ausstellungen, Mitmachaktionen und Führungen. Im Mittelpunkt stehen zentrale gesellschaftliche Herausforderungen unserer Zeit – von Künstlicher Intelligenz über Desinformation und Demokratiekrisen bis hin zu Auswirkungen der Umwelt auf unser Gehirn, Polarisierung und sozialer Ungleichheit.

Diese Themen sind nicht nur Teil öffentlicher Debatten, sondern auch Gegenstand aktueller Forschung am Institut. „Gerade in einem Jubiläumsjahr wollen wir zeigen, wie relevant unsere Forschung für die Gesellschaft ist“, sagt der Geschäftsführende Direktor Ralph Hertwig.
So widmet sich Ralph Hertwig in seinem Vortrag selbst der Frage, wie Demokratien widerstandsfähiger werden können. Er zeigt auf, wie Populismus und Polarisierung demokratische Normen bedrohen, und erläutert, welche Rolle die Verhaltenswissenschaften bei der Stärkung demokratischer Resilienz spielen können. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Umgang mit Fehlinformationen. In einem interaktiven Workshop lernen die Gäste, Fakten von Fiktionen zu unterscheiden – eine wichtige Kompetenz im Zeitalter von Deepfakes und viralen Halbwahrheiten.
Auch die Wirkung unserer Umgebung auf das Gehirn ist Thema eines Vortrags von Direktorin Simone Kühn. Sie stellt das noch junge Feld der Umweltneurowissenschaften vor und erläutert, wie sich das Leben in der Stadt oder in der Natur auf unser Gehirn und unsere mentale Gesundheit auswirkt.
Zahlreiche Programmpunkte beschäftigen sich mit dem Einfluss Künstlicher Intelligenz auf unser Denken, Handeln und das gesellschaftliche Zusammenleben. Besonders spannend ist dabei der Blick auf das Zusammenspiel von Kunst und KI: Direktor Iyad Rahwan führt in das Konzept der „Machine Culture“ ein, also einer Kultur, die durch intelligente Maschinen entsteht oder vermittelt wird. Das Thema wird in der Diskussionsrunde „Ghosts in the Machine“ vertieft, in der Kunstschaffende und Forschende zusammenkommen.
Ein besonderes Highlight sind die Führungen durch die Ausstellung „Verlorene Geschichte neu erfinden” der Artist-in-Residence Nora Al-Badri. Mithilfe KI-generierter Kunst rekonstruiert sie verlorenes kulturelles Erbe und hinterfragt etablierte historische Erzählungen. Eindrucksvoll ist auch die Installation „Haunting H1“ von Levin Brinkmann. Sie erzählt die Geschichte einer KI mit eigenem Bewusstsein, die die Menschheit als Bedrohung für das Gleichgewicht der Erde betrachtet. Die Besucher*innen werden hier selbst Teil eines interaktiven Zukunftsszenarios.
Am späten Abend geht es in der Diskussionsrunde „Between Code and Consciousness” um grundlegende Fragen des Menschseins: Sind KI-Systeme wirklich intelligent oder simulieren sie nur Intelligenz? Und wie verändert sich unser eigenes Selbstbild, wenn wir Maschinen menschliche Eigenschaften zuschreiben?
Darüber hinaus bietet die Lange Nacht der Wissenschaften die seltene Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen des Forschungsbetriebs zu werfen. Techniker*innen und IT-Spezialist*innen geben Auskunft darüber, was es heißt, eine hochmoderne Laborinfrastruktur am Laufen zu halten. Auch die Wissenschaftskommunikation am Institut wird Thema sein. Führungen durch das Institutsgebäude und den Garten laden dazu ein, die besondere Architektur und Atmosphäre des Hauses näher kennenzulernen.
Für junge Gäste gibt es ein abwechslungsreiches Kinderprogramm mit zahlreichen Mitmachaktionen und einer spannenden Kinderrallye durchs Haus. Die Cafeteria versorgt alle Gäste mit Snacks und Getränken. Internationale Gäste erwartet ein durchgängig englischsprachiges Programm.
Mit der Langen Nacht der Wissenschaften feiert Berlin am 28. Juni ein Vierteljahrhundert Forschung zum Anfassen. Rund 50 wissenschaftliche Einrichtungen beteiligen sich an diesem Format, das Wissenschaft und Gesellschaft auf besondere Weise zusammenbringt. Der Eintrittspreis liegt zum Jubiläum bei fünf Euro. „Wissenschaft lebt vom Dialog”, betont Ralph Hertwig. „In Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung ist es wichtig, dass Menschen verstehen, wie Forschung funktioniert – und warum sie eine zentrale Rolle für unsere Zukunft spielt.“
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