Gefühl und Vorurteil: Konferenz zum Thema Antisemitismus im Europa der Moderne
Einladung
Basiert Antisemitismus auf rein rationalem Kalkül, oder handelt es sich vielmehr um ein emotional begründetes Phänomen? In einer Konferenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, die der Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“ in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin und dem Leo Baeck Institute in London ausrichtet, wird diese Frage aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen beleuchtet.
Obwohl bereits Jean-Paul Sartre in seinem berühmten, 1946 erschienen Buch „Réflexions sur la question juive“ den Antisemitismus als eine Emotion, gar als „Leidenschaft“, bezeichnete, wurden die Verbindungen zwischen der Geschichte der Gefühle und der des Antisemitismus bis dato kaum systematisch untersucht. Während die Antisemitismusforschung und die Geschichtswissenschaft die Frage nach der Emotionalität in Vorurteilen eher dem Feld der Psychologen überlassen haben, wurde das Thema Antisemitismus bislang noch selten von Emotionshistorikern behandelt.
Vor diesem Hintergrund beleuchtet die international besetzte Tagung „Emotions and the History of Modern Anti-Semitism“ antisemitisch geprägtes Gedankengut in Europa vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts: Filme, Reden, Literatur, Bilder und Werbung werden dabei ebenso analysiert wie Moralvorstellungen oder gruppendynamische Prozesse, die Emotionen wie Hass und Angst zu verheerenden Gewaltexzessen gegen Juden eskalieren ließen.
Die in englischer Sprache gehaltene Konferenz „Emotions and the History of Modern Anti-Semitism“ findet vom 16. bis 18. April 2012 im Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung statt.