Umwelt und Gefühl

Mensch-Umwelt Beziehungen zwischen kolonialer Wissenschaft und buddhistischer Reformbewegung im kolonialen Südasien

Frederik Schröer

Die Erforschung der Beziehungen historischer Akteure zu ihren Umwelten und dem Nichtmenschlichen ist essentiell für das Verständnis der Kolonialzeit als ökologischer und historischer Zäsur: als Anbruch des Anthropozäns, in dem menschliches Handeln biophysische Umwelt in planetarischem Ausmaß beeinflusst. Dieses Projekt untersucht die Rolle der Gefühle darin. Welche Gefühle haben Umwelten, ihre Veränderungen und Krisen, ausgelöst? Mit welchen emotionalen Grammatiken, lokal und kolonial, haben historische Akteure diese Veränderungen verstanden? Und schließlich: auf welche Weise waren nichtmenschliche Akteure Teil dieser emotionalen Ökologien?

Um diese und weitere Fragen zu beantworten konzentriert sich das Projekt auf besondere Protagonisten: Buddhisten und Buddhismuskundler im kolonialen Südasien. Gerade diese Akteure waren zentral an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Religion, was die Befragung ihres Verständnisses der Beziehungen von Mensch zu Umwelt und dem Nichtmenschlichen besonders aufschlussreich macht. Das Projekt legt eine Vielzahl von Stimmen quer über das Spektrum zwischen kolonial und kolonialisiert frei, im Zugriff auf publizierte Monografien, Periodika, visuellen Materialien und Archivdokumente. Damit treibt es die Dekolonialisierung der Geschichte des Umweltbegriffs voran. Der regionale Fokus auf Südasien, verankert in mehreren südasiatischen Quellensprachen, wird durch eine transregionale Kontextualisierung der intellektuellen Netzwerke nach Europa und Ostasien begleitet. Neben der Intervention in Kolonial- und Umweltgeschichte erarbeitet das Projekt einen innovativen theoretischen Beitrag zur Gefühlsforschung. Im Rückgriff auf buddhistische Epistemologien im Dialog mit Posthumanismus, feministischem neuem Materialismus und neusten Erkenntnisse der (Umwelt-) Neurowissenschaft denkt das Projekt Emotionen neu als kritische Aspekte eines nicht-eurozentristischen Models welthafter Kognition, das Mensch und Umwelt in affektiver und kulturell erlernter Weise verbindet.

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