Heroisierung durch Sozialisierung

Soldaten, Krieg und das US-Militär in amerikanischen Geschichtsbüchern (1965-1999)

Anna Borrero (abgeschlossenes Dissertationsprojekt, 2020)

2,7 Millionen US-Soldaten hatten ihren Militärdienst in Vietnam geleistet. Viele von ihnen gaben an, dass sie bei ihrer Rückkehr in die USA Beleidigungen und Schimpfworte zu ertragen hatten und fliegenden Tomaten, Eiern und Bierflaschen ausweichen mussten. Viele zogen sich ihre Uniform sofort aus und entsorgten diese umgehend, was ihnen leichter fiel, als dem Schamgefühl und der Demütigung entgegenzutreten, die diese Uniform symbolisierte. Heutzutage jedoch werden Soldaten schon beim Betreten des Terminals von Familie und Bekannten mit Jubel und Beifall begrüßt, die US-Fahnen schwenken und Banner hochhalten mit den Worten: "Welcome Home Heroes".

Der starke Kontrast zwischen diesen zwei Heimkehrerlebnissen stellt einen Wandel in der Wertschätzung von Soldaten in der US-amerikanischen Gesellschaft dar. Dies lässt sich auf den Umstand zurückführen, dass sich moralische Werte bezüglich des staatlich legitimierten Tötens während Auslandseinsätzen änderten. Damit verbunden ist auch die verstärkte Rechtfertigung der US-amerikanischen Beteiligung am Krieg. Welche gesellschaftlichen und politischen Veränderungen in den USA haben diesen Wandel im Kriegsdiskurs ermöglicht und dadurch die gesellschaftliche Anerkennung für Soldaten beeinflusst?

In den Medien und auch in pädagogischen Texten (wie z. B. Lehrbüchern) zeigt sich die Verwendung von bestimmten Symbolen, die zentral für die Konstruktion und Normalisierung einer kollektiven "Wir"-Identität sind und zum Feindbild des "Fremden" in Kontrast gestellt werden. Die Propagierung dieser "Feind"-Identität als wesentliche Bedrohung der Nation erfordert auch die Bewahrung der symbolisch "guten" Eigenidentität, mit der sich der Bürger identifizieren kann (z. B. der Patriot, der demokratische Unternehmer). Die Erhaltung dieser hierarchischen symbolischen Ordnung beruht auf einer nationalistischen Ideologie, die "das Gute" der US-amerikanischen Kultur propagiert. Diese Ideologie wurde in den letzten Jahrzehnten, besonders nach den Anschlägen vom 11. September 2001, deutlich sichtbarer.

Ziel dieses Projektes ist die Analyse dieses emotionalen Wandels am Beispiel von Kriegsschilderungen in den USA vom Vietnamkrieg bis zum heutigen "Krieg gegen den Terror". Grundlage dafür bildet die These, dass im untersuchten Zeitraum eine rhetorische Veränderung stattfand, die den Kriegsdiskurs beeinflusste und dazu führte, dass der Krieg moralisch gerechtfertigt wurde. Dies wiederum verstärkte die Anerkennung für Soldaten. Die Verwendung und Verbreitung einer patriotischen, auf den Amerikanischen Exzeptionalismus basierenden Rhetorik wird anhand einer kulturalistischen Diskursanalyse von Fernseh-Sendungen und Nachrichtenmedien, politischen Reden und pädagogischen Texten verdeutlicht.

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