Rebellische Fangemeinden

Eine Ethnographie von Menschenmengen, Unzufriedenheit und aufsässigen Gesängen

Max Jack

Mehr als zwei Jahre Feldforschung über Hardcore-Sportfans, den so genannten Ultras, sind die Grundlage für das Buchprojekt Insurgent Fandom in dem erforscht wird, auf welche Art und Weise  Menschenmengen mobilisiert werden können, um soziale und politische Positionen im Kontext des Profisports auszudrücken. Anhand von drei Mannschaften – dem FC Union Berlin, dem Shamrock Rovers FC und dem EHC Dynamo Berlin – wird die Fähigkeit der Ultras untersucht, Stimmung zu machen, um die Spieler auf dem Spielfeld zu unterstützen und gleichzeitig gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Profisports zu protestieren. In der Öffentlichkeit oft als Hooligans missverstanden, werden die Ultras vom Staat und den Sportverbänden wegen der Verwendung von illegalen Bengalos und gelegentlichen Zusammenstößen mit der Polizei als deviante Subjekte eingestuft. Als die engagiertesten Anhänger ihrer jeweiligen Mannschaften verfügen sie jedoch auch über ein immenses kulturelles Kapital. Indem sie die finanziellen Privilegien von Organisationen wie der FIFA, der UEFA und manchmal sogar ihrer eigenen Vereinsverwaltungen in Frage stellen, heizen die Ultras Stimmungen an, um die Bedeutung des Profisports wieder auf die Fans zu verlagern, was sie oft in direkten Konflikt mit dem Staat als Hüter der öffentlichen Sicherheit bringt.

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