Adoption: Debatten und Diskurse um Zugehörigkeit und Fürsorge in einer globalisierten Welt
(1945-2000)
Bettina Hitzer
Die Frage nach der Zugehörigkeit zu einer Familie, zu einer ethnischen oder religiösen Gruppe oder zu einem Staat ist immer sehr brisant. Der Fokus der derzeitigen Flüchtlingspolitik und die weltweite Zunahme von isolationistischen, nationalistischen und identitären Parteien zeugen davon, wie aufgeheizt dieses Thema sein kann.
Im 20. Jahrhundert spielten Debatten über Zugehörigkeit eine wichtige Rolle und können leicht den Fakt übersehen lassen, das sie auch eine weniger öffentliche Dimension hatten. Diese Dimension steht im Zentrum meiner Untersuchung der Geschichte der Kindesadoption in West- und Ostdeutschland. Ausgehend von der Geschichte der Kindesadoption während der Weimarer und der Nazi-Zeit liegt der Fokus auf der Nachkriegszeit.
Das Projekt wie sich in einer globalisierten Welten die Sicht auf familiäre und kollektive Zugehörigkeiten gewandelt hat. Das Ziel ist es zu zeigen, wie Zugehörigkeit und die damit verknüpften Gefühle erzeugt wurden und wie sie von humanitären Argumenten beeinflusst wurden.
Diskussionenüber die adequate Kindesfürsorge brachten Wissen über Kindheit und Elternschaft in das Zentrum der transnationalen Verhandlungen und die wissenschaftliche Forschung. Der Einfluss von Biologie, Kultur, Erinnerung und traumatischer Erfahrungen bei der Formung der Identität war ein sehr kontrovers diskutiertes Thema.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Kindesadoption ein transnationales Phänomen. Es werden die transnationalen Kindesadoptionen nach Deutschland untersucht, um Einblicke zu bekommen, auf welche unterschiedlichen Wegen Religion, Ideologie und Nation die Strukturen, Konzepte und Praktiken von Familie, Zugehörigkeit, Fürsorge und Identität beeinflussten.
Eine Vielzahl von Quellen, von Verwaltungsakten, Dokumenten von Adoptionsagenturen, Ratgebern, Kinderliteratur, wissenschaftlichem Aufsätzen aus Psychologie, Psychiatrie und Sozialarbeit sowie Ego-Dokumenten wird konsultiert. Ein Teil der Studie wird auf Interviews basieren.