Die Produktion von “Monaco” und “Las Vegas” als Orte (un)moralischer Ökonomie

Paul Franke (abgeschlossene Dissertation, 2019)

Die Assoziation von Glücksspiel mit unmoralischen Aktivitäten reicht weit in die Vergangenheit zurück. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde es mit übermäßigem Trinken, Stehlen, Gewalt und Sünde in Zusammenhang gebracht. Dennoch konnten spezifische Interessengruppen Orte wie Monaco und Las Vegas in positiv besetzte städtische Räume umformen, so dass es der Glücksspielindustrie gelang, außerhalb der verbreiteten Assoziation des sündhaften Glücksspiels zu arbeiten.

Das Projekt analysiert die historische Entwicklung Monacos und Las Vegas von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in das späte 20. Jahrhundert. Es kombiniert dabei Stadt-, Medien- und Wirtschaftsgeschichte sowie soziologische Perspektiven. Das Entstehen von Glücksspielstädten wird anhand der Produktion von Marken, Räumen und Konsumerfahrungen an beiden Orten analysiert.  Die Untersuchung orientiert sich dazu an folgenden Fragestellungen: Wie wurden beide Städte mit Konsumversprechen verknüpft? Welche Gruppen waren die Initiatoren dieses Prozesses? Welche Konflikte zwischen verschiedenen Akteursgruppen werden in diesem Vorgang greifbar, insbesondere bezüglich der moralischen Legitimierung von Glücksspiel?

Das Konzept der "Moral Economies" eröffnet den Blick darauf, wie unterschiedliche Akteure Monaco und Las Vegas als alternative Umfelder, alternative moralische Ökonomien, für die oftmals unmoralisch angesehene Aktivität des Glücksspiels konstruierten. Neue Möglichkeiten der Legitimierung konnten als Rechtfertigung für die Industrie und ihre Kunden vor Ort dienen. Glücksspielstädte wurden zu konzeptionellen Räumen, in denen durch das Propagieren einer spezifischen Konsumerfahrung moralische Stigmata aufgehoben oder zumindest geschwächt wurden. Dabei wurde jedoch nicht infrage gestellt, dass das Casino noch immer ein devianter Ort im städtischen Leben sei, sobald es sich außerhalb der besonderen Kontexte von Monaco oder Las Vegas befände.

Das Projekt ermöglicht somit Einblick in den historischen Prozess der Produktion von städtischem Raum als Konsumgut, der Geschichte des Glücksspiels, des Stadtmarketings und der Entstehung alternativer moralischer Ökonomien in der Moderne.

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