Bessere Gesundheitsversorgung für weniger Kosten
Aufruf zu einem Wandel im Gesundheitssystem durch bessere Bildung von Ärzten und Patienten: Vorstellung des neuen Buches von Gerd Gigerenzer und Sir Muir Gray
Im Rahmen des Ernst-Strüngmann-Forums „Better Doctors, Better Patients, Better Decisions: Envisioning Health Care 2020“ trafen sich vierzig internationale Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheits- und Versicherungswesen, um eine Vision für ein angemessenes Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts zu entwerfen. Nun erscheinen ihre Arbeiten zusammengefasst als gleichnamiges Buch, herausgegeben von Prof. Gerd Gigerenzer und Sir Muir Gray.
Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, nur Steuererhöhungen oder Rationierung in der Versorgung könnten Antworten auf die Kostenexplosion im Gesundheitswesen sein, zeigen die Autoren eine dritte Möglichkeit auf: Durch Aufklärung in Gesundheitsthemen und besseres statistisches Verständnis bei Patienten und Ärzten könnten die vorhandenen Mittel effizienter eingesetzt werden – und dadurch Mittel für unnötige Tests und Behandlungen eingespart werden.
In unserem jetzigen Gesundheitssystem wird der schlecht informierte, verängstigte Patient, der nicht in der Lage ist, sich für die „richtige“ Behandlung zu entscheiden, oft als das Problem angesehen. Vielmehr ist er jedoch das Opfer einer Kette von unausgewogenen Informationen: Beginnend bei profitorientierter Forschungsfinanzierung über irreführende Darstellungen in medizinischen Zeitschriften und Informationsbroschüren bis hin zu mangelndem statistischen Verständnis vieler Ärzte. Doch es geht den Autoren nicht darum, einzelne Industriezweige, Politiker oder Ärzte an den Pranger zu stellen. Stattdessen analysieren sie ein System, das nicht immer das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zum Ziel hat – und zeigen konkrete Verbesserungsmöglichkeiten auf: Wie kann Forschungsfinanzierung transparent und patientenorientiert gestaltet werden? Welchen Richtlinien können Journalisten folgen, wenn sie über Gesundheitsthemen berichten? Wie kann die medizinische Ausbildung verbessert werden? Antworten auf diese Fragen weisen nicht nur den Weg zu einer besseren medizinischen Versorgung, sondern auch zu einer aufgeklärten Öffentlichkeit, dem Lebensnerv einer modernen Gesellschaft.
Am Dienstag, den 3. Mai 2011 wird Prof. Gerd Gigerenzer das Buch in Berlin erstmals der deutschen Öffentlichkeit vorstellen. Als weitere Podiumsgäste werden Dr. Günther Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer und Prof. Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) aus ihrer Sichtweise zum Thema sprechen und ebenfalls für Diskussionsbeiträge und Fragen aus dem Publikum zur Verfügung stehen.
MPI für Bildungsforschung
Harding-Zentrum für Risikokompetenz
Ernst-Strüngmann-Forum
Das Ernst-Strüngmann-Forum widmet sich der interdisziplinären Forschung und unterstützt den dafür notwendigen wissenschaftlichen Austausch. Es wird finanziert durch die Ernst- Strüngmann-Stiftung. Die Ergebnisse dieser Arbeit erscheinen regelmäßig in Zusammenarbeit mit MIT Press.
Dr. Günther Jonitz
Dr. Günther Jonitz ist Präsident der Berliner Ärztekammer und setzt sich als Gründungsmitglied des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin und Berater des Bundesgesundheitsministeriums schon lange für Patientennutzen und Patientensicherheit ein.
Prof. Dr. Jürgen Windeler
Prof. Dr. Jürgen Windeler ist Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), welches Nutzen und Kosten von Medikamenten abwägt und Erstattungsempfehlungen für die Krankenkassen abgibt. Damit ist er Experte für das Spannungsfeld zwischen Pharmabranche, Krankenversicherungen und Patientennutzen.
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer ist Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Autor zahlreicher Bücher, darunter „Bauchentscheidungen“ und „Das Einmaleins der Skepsis“, die jeweils zum „Wissenschaftsbuch des Jahres“ gekürt wurden. Er ist einer der in Wissenschaftskreisen meistzitierten deutschen Psychologen.