Unstatistik des Monats: Oans, zwoa, gsuffa – Der Streit um die Zahl der Wiesnbesucher

29. September 2017

In der Unstatistik des Monats September geht es um die schlecht besuchte Feststraße der Münchner Wiesn.

Im Vorfeld der Bundestagswahl erregte ein Wahlplakat der AfD, auf dem eine schlecht besuchte Feststraße der Münchner Wiesn mit dem Titel „Oktoberfest: Gähnende Leere“ zu sehen ist, erhebliche mediale Aufmerksamkeit. Mehrere Presseorgane, unter anderem das Projekt „Faktenfinder“ der Tagesschau, bezeichneten das Wahlplakat als „Fake News“, „Wiesn Lüge“ oder „Falschaussage zum Oktoberfest“. Die FAZ kritisierte die Aussagen von „Faktenfinder“ wiederum als „Fake News“, worauf diese ihre Aussagen vehement verteidigten.

Was aber sind die Fakten? Am ersten Wochenende meldete die Festleitung 600.000 Besucher – im langfristigen Vergleich eher unterdurchschnittlich, was jedoch angesichts des schlechten Wetters nicht weiter verwundern sollte. Richtig ist auch, dass im Vergleich zum Vorjahr, mit etwa 500.000 Besuchern am ersten Wochenende, der Besucherandrang angestiegen ist. Insofern haben alle Beteiligten in gewisser Weise, wenn auch nur vorschnell, recht. Inzwischen hat die Festleitung die Besucherzahlen am ersten Wochenende auf 700.000 Besucher nach oben korrigiert. Insgesamt erwarten die Veranstalter dieses Jahr 6 Millionen Besucher – diese Zahl liegt leicht unter dem langfristigen Durchschnitt aus den Jahren 1980 bis 2016 von 6,3 Millionen.

Selbst wenn aber die diesjährige Besucherzahl unter dem langfristigen Durchschnitt bleiben sollte, sind die Ursachen nicht ohne weiteres klar. Angst vor Terror könnte eine Rolle spielen – die niedrigsten Besucherzahlen der vergangenen Jahrzehnte gab es 1980, dem Jahr des Oktoberfestattentats, und 2001 (Terrorattentat in den USA). Wichtig sind aber auch das Wetter und die Dauer des Oktoberfests (die durchaus über die Jahre hinweg schwankt), oder ob gleichzeitig das Zentrale Landwirtschaftsfest auf dem Wiesngelände stattfindet und damit für die eigentliche Wiesn weniger Fläche zur Verfügung steht. Das Zuweisen monokausaler Ursachen ist damit reine Spekulation.

Fazit: Probier's mal mit Gemütlichkeit – wenn das bei 700.000 Besuchern an einem Wochenende überhaupt möglich ist. Prost!

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