Leibniz-Preis 2017 für Ralph Hertwig

Wissenschaftler erhält wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis

8. Dezember 2016

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnet den Kognitionspsychologen Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Rationalität“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, mit dem renommierten Leibniz-Preis 2017 aus.

Ralph Hertwig (53) erhält den Leibniz-Preis 2017 für seine wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Psychologie des menschlichen Urteilens und Entscheidens. Sie erweitern unser Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Rationalität. Hertwig erforscht, mit welchen Strategien Menschen angesichts begrenzten Wissens, begrenzter kognitiver Ressourcen und oft begrenzter Zeit trotzdem gute Entscheidungen treffen und ihr Handeln organisieren. Wesentlich ist dabei die Einsicht, warum in der Begrenzung auch eine Stärke liegt, wie also adaptive Heuristiken als einfache Faustregeln zur Problemlösung in einer unsicheren Welt ebenso wirksam sein können wie komplexe Optimierungsmodelle. Ein weiterer bedeutender Beitrag von Ralph Hertwig zur Entscheidungsforschung ist die Unterscheidung zwischen erfahrungsbasierten und beschreibungsbasierten Einschätzungen von Risiken. Sie macht nachvollziehbar, dass etwa die dramatischen Konsequenzen des Klimawandels in der Bevölkerung systematisch unterschätzt werden, weil zwar zur Beschreibung des Problems umfassende Informationen vorliegen, eigene alltägliche Erfahrungen – die Menschen ihren Entscheidungen in erster Linie zugrunde legen – hingegen kaum.

Ralph Hertwig ist seit 2012 Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, wo er den Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ leitet. Hertwig begann seine wissenschaftliche Laufbahn 1995 am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung in München, 1997 wechselte er an das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Von 2000 bis 2002 war er Research Fellow an der Columbia University. 2003 habilitierte sich Hertwig an der Freien Universität Berlin, 2005 erhielt er einen Ruf als Professor für Kognitionswissenschaft und Entscheidungspsychologie an der Universität Basel, von dort wechselte er auf seine jetzige Position.

Ralph Hertwig ist einer von zehn Ausgezeichneten, die den Leibniz-Preis 2017 erhalten. Sie waren zuvor vom zuständigen Nominierungsausschuss aus 134 Vorschlägen ausgewählt worden. Von den zehn neuen Preisträgern kommen jeweils drei aus den Naturwissenschaften und den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie jeweils zwei aus den Lebenswissenschaften und den Ingenieurwissenschaften. Alle erhalten ein Preisgeld von jeweils 2,5 Millionen Euro. Diese Gelder können sie bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit verwenden. Verliehen werden die Leibniz-Preise 2017 am 15. März in Berlin.

Leibniz-Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Ziel des Leibniz-Programms, das 1985 eingerichtet wurde, ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern. Der Preis ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert. Mehr

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