Wie unser Gehirn entscheidet
Neue Forschungsgruppe untersucht das Zusammenwirken von Lern-, Gedächtnis- und Entscheidungsprozessen
Blau oder grün, Anzug oder Kostüm, München oder Berlin: Jeden Tag stehen wir vor hunderten von Entscheidungen - trivialen, wie auch komplexen. Unser Gehirn greift dazu auf frühere Erfahrungen zurück und lernt gleichzeitig mit jeder neuen Entscheidung hinzu. Wie das funktioniert, untersucht der Psychologe und Neurowissenschaftler Nicolas Schuck mit seiner neuen Forschungsgruppe „NeuroCode“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
Im September 2017 hat Nicolas Schuck seine Forschungsarbeit am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) aufgenommen. Er erforscht, wie das menschliche Gehirn Erfahrungen und Gelerntes zur Entscheidungsfindung nutzt. Der Kurzname der Gruppe „NeuroCode“ steht dabei für „Neuronale Grundlagen des Lernens und Entscheidens“ (englisch: „Neural and Computational Basis of Learning, Decision Making and Memory“).
Dr. Schuck promovierte im Rahmen des Doktorandenprogramms LIFE am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung im Fach Psychologie und forschte danach an der Princeton University. In seiner bisherigen Forschung konnte Nicolas Schuck unter anderem zeigen, dass die Interaktion von Lern-, Gedächtnis- und Entscheidungsprozessen durch Signale des präfrontalen Cortex gesteuert wird. Mit seiner neuen Forschungsgruppe untersucht er nun, welche Algorithmen das Gehirn nutzt, um auf der Basis von Erfahrungen neue Entscheidungen zu treffen. Das heißt: Wie werden relevante Informationen und bisherige Erfahrungen während des Entscheidens im Gehirn verarbeitet? Und werden zum Beispiel einzelne Erfahrungen abgerufen oder wird nur geprüft, wie gut es im Durchschnitt in der Vergangenheit war, eine bestimmte Option zu wählen? „Die zentrale Frage ist: Wie werden Erfahrungen im Gehirn abgespeichert, sodass sie später effizient zur Entscheidungsfindung genutzt werden können?“, sagt Nicolas Schuck. „Wir stehen noch am Anfang, was unser Verständnis dieser Prozesse anbelangt. Mit neuen statistischen Verfahren hoffen wir aber, besser in die Trickkiste des Gehirns schauen zu können.“
Für seine Forschung nutzt er verschiedene Methoden. So bearbeiten Probanden Entscheidungsaufgaben, während ihre Hirndaten mittels Magnetresonanztomographie (MRT) aufgezeichnet werden. Mit Analyseverfahren aus der Statistik und dem maschinellen Lernen werden diese Daten dann interpretiert.
„Wir freuen uns sehr, dass sich Herr Schuck dazu entschieden hat, seine Forschungsgruppe an unserem Institut anzusiedeln“, sagt Ulman Lindenberger, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. „Seine Expertise und sein Interesse an der Entschlüsselung der Beziehung zwischen neuronalen Aktivierungsmustern und den Inhalten des Denkens wird der Forschung des Instituts zugute kommen.“
Mit der Vergabe von Leitungspositionen für Max-Planck-Forschungsgruppen fördert die Max-Planck-Gesellschaft die Karrieren junger Nachwuchswissenschaftler. Die Forschungsgruppen haben eigene Personal- und Sachmittel und nutzen die Infrastruktur und Verwaltung des jeweiligen Instituts. Dies ermöglicht es ihnen, Forschungsprojekte eigenständig zu verfolgen.
Zur Person Nicolas W. Schuck
Nicolas W. Schuck promovierte in Psychologie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und forschte anschließend als Postdoc in Kognitiver Neurowissenschaft am Princeton Neuroscience Institute. Am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung setzt er mit der neuen Forschungsgruppe seine Studien zu den neuronalen Grundlagen der Entscheidungsfindung fort.