Forschungsprojekt SmartSenior: Ergebnisse heute in Berlin vorgestellt
Das Ziel: Technologien zu entwickeln, die Senioren ein längeres selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Dafür haben sich 28 Partner aus Industrie, Mittelstand und Wissenschaft, darunter das Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt SmartSenior zusammengetan. Ergebnis nach dreieinhalb Jahren Forschung, Entwicklung und abschließenden Praxistests ist das Gesamtsystem SmartSenior*, das heute in Berlin Politikern, Verbänden, Senioren und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
„Mit dem Projekt haben die SmartSenior-Partner aus unterschiedlichsten Branchen gezeigt, welchen Beitrag Technik leisten kann, die besonderen Herausforderungen der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft zu bewältigen“, betonte Barbara Keck, Geschäftsführerin der BAGSO Service Gesellschaft (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen), bei der Vorstellung der Ergebnisse durch die Projektpartner. „Wir brauchen mehr technische Hilfen, die den älteren Generationen ein längeres selbstbestimmtes Leben zu Hause ermöglichen.“
Im Fokus stand die Entwicklung technischer Hilfsmittel mit drei Schwerpunkten: eine hohe Lebensqualität zu Hause, sichere Mobilität und die Erhaltung der Gesundheit zu unterstützen. SmartSenior besteht aus mehreren Einzelkomponenten mit einer einheitlichen Bedienoberfläche. Einzelne Module können je nach individuellem Bedarf passend zusammengestellt werden.
Aktive Hilfe zum selbstbestimmten Leben – die Komponenten
Ein Kernstück des Praxistests war ein Serviceportal, das über ein Fernsehgerät per Fernbedienung oder Tablet-PC bedient wird. Damit konnten Senioren verschiedene Dienstleistungen wie zum Beispiel „zu Hause“, „Kommunikation“, „Gesundheit“, „Assistenz“ und „Kalender“ auswählen. Daneben wurden gesundheitsbezogene Dienstleistungen wie die Übertragung von Blutdruck- und Gewichtswerten an das Telemedizin-Zentrum der Charité Berlin angeboten. Eine Audio-Video-Kommunikation in hoher Qualität ermöglichte nicht nur die Vernetzung mit anderen Senioren oder Familienmitgliedern, sondern auch die Verbindung mit dem Assistenz-Center, das als direkter Ansprechpartner bei Fragen und Problemen rund um die Uhr zur Verfügung stand.
Die Ergebnisse
„Die angebotenen Hilfen für Senioren wurden über alle Altersgruppen sehr gerne angenommen, ihre Bedienbarkeit positiv bewertet. Alle Testpersonen würden die Prototypen gerne künftig weiter nutzen können“, sagte Dr. med. Mehmet Gövercin, der an der Charité am Thema Senioren und Technik forscht. „Die Interviews ergaben, dass jüngere Anwender eine höhere Nutzungskompetenz aufweisen.“
Am häufigsten wurde im SmartSenior-Portal der Menüpunkt „Gesundheit“ ausgewählt. Häufigsten Kontakt hatten die Senioren zum Assistenz-Center, an zweiter Stelle rangiert der Kontakt zu einem anderen Studienteilnehmer. Das System unterstützt damit Senioren bei der Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten. Bei der Mobilität der Seniorinnen und Senioren konnte im Laufe der Studie sogar eine leichte Verbesserung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe erreicht werden, Kognition und Feinmotorik blieben unverändert. Die technische Stabilität der Lösungen wurde von den Teilnehmern zwar nur mit „zufriedenstellend“ bewertet, angesichts des Prototypenstatus war sie für die meisten Teilnehmer jedoch „in Ordnung“.
„Unsere SmartSenior-Lösungen mit ihren modularen Assistenzfunktionen haben den Praxistest erfolgreich bestanden, das Feedback der Senioren war positiv. Wir haben viele detaillierte Rückmeldungen erhalten, die bei küftigen Weiterentwicklungen berücksichtigt werden können“, sagt Michael Balasch, der an den Telekom Innovation Laboratories Berlin arbeitet und Gesamtprojektkoordinator des Projektes ist.
Die Studie SmartSenior @ home
Für die Studie, in der die Praxistauglichkeit der SmartSenior-Lösungen im Mittelpunkt stand, wurden aus mehr als 130 Bewerbern – Mieter des beteiligten Wohnungsbauunternehmens GEWOBA – 35 Seniorinnen und Senioren ausgewählt, die mindestens 55 Jahre alt und in der Lage sein mussten, ein Testportal – nach ausführlicher Einweisung – bedienen zu können. Insgesamt 31 der 35 Teilnehmer im Alter von 55 bis 88 Jahren (Durchschnittsalter 69) absolvierten die gesamte Studie, zwölf waren Männer, 19 Frauen.
Erhoben wurden Daten zur Mobilität (Timed „Up & Go“), zur Feinmotorik (Pegboard), zu den kognitiven Ressourcen (DemTect), zur Lebenszufriedenheit (SF-12) sowie die Akzeptanz der Dienste. Die Nutzungshäufigkeit wurde über Logdaten bzw. Protokolle erfasst, zudem wurde die Studie durch ein strukturiertes Interview ergänzt.
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung war als Partner von SmartSenior in die Evaluation eingebunden, insbesondere in die Koordination und Durchführung der Feldtests, sowie in die Erweiterung der Benutzermodellierung auf Basis entwicklungspsychologischer Prozesse.
*Die einzelnen SmartSenior-Lösungen, -Dienste und -Elemente / Leistungsmerkmale finden Sie in dem angehängten PDF.