Der Bildungsforscher Jürgen Baumert erhält den Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeichnen Professor Jürgen Baumert mit dem Wissenschaftspreis des Stifterverbandes, dem Carl Friedrich von Weizsäcker-Preis, aus.
Der Bildungsforscher und ehemalige Direktor am Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin, erhält den mit 50.000 Euro dotierten Preis für seine wissenschaftlichen Impulse, mit der er die bildungspolitische Diskussion in der deutschen Bildungslandschaft bereichert hat. Jürgen Baumert erhält die Auszeichnung am 21. Juni im Rahmen einer Festveranstaltung der Leopoldina in Halle anlässlich des 100. Geburtstages Carl Friedrich von Weizsäckers.
Mit Jürgen Baumert wird ein Wissenschaftler ausgezeichnet, der in seiner Disziplin zu den bedeutendsten und einflussreichsten Vertretern im deutschsprachigen Raum gehört. Baumert hat im Bildungs- und Wissenschaftssystem Deutschlands zahlreiche Entwicklungen angestoßen. Ihm gelang es in den vergangenen zwei Jahrzehnten, die empirische Bildungsforschung als interdisziplinäres Arbeitsfeld mit neuen Methoden und Erkenntnissen zu etablieren und dieses Feld zu einem starken Bereich in der wissenschaftsbasierten Politikberatung zu machen. Nicht zuletzt seit er im Jahr 2000 Leiter der ersten PISA-Studie wurde, gilt er in der Öffentlichkeit als Nestor der Bildungsforschung in Deutschland. Evaluierungen und Analysen auf Basis der PISA-Ergebnisse führten zu zahlreichen Reformbemühungen in der deutschen Bildungspolitik, unter anderem in den Bereichen Verbesserung der Unterrichtsqualität, Lese- und Schreibförderung sowie der Integration von Kindern aus zugewanderten Familien. Jürgen Baumert setzte weitere Akzente, unter anderem durch die Lehrerstudie COACTIV und mehrere Studien zum Übergang der Schüler von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen. Er ist Autor von mehr als 300 Publikationen allein im vergangenen Jahrzehnt.
Jürgen Baumert, Jahrgang 1941, erhielt zunächst eine Ausbildung als Altphilologe und wurde auf diesem Gebiet promoviert. Im Anschluss studierte Baumert Psychologie und Erziehungswissenschaften und war von 1974 bis 1991 am Max-Planck-Institut (MPI) für Bildungsforschung, Berlin, tätig. Als einer der ersten Wissenschaftler führte er große Untersuchungen an Schulen durch. 1991 wurde Baumert Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel, das unter seiner Leitung zu einem der wichtigsten Zentren der empirischen Bildungsforschung in Deutschland wurde. 1996 kehrt er als Direktor an das MPI für Bildungsforschung in Berlin zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 den Forschungsbereich Erziehungswissenschaften und Bildungssysteme leitete. Mit Gutachten und Empfehlungen, als Vorsitzender von Kommissionen und Beiräten auf Bundes- und Länderebenen, wird Jürgen Baumert nicht müde, Handlungsbedarfe aufzuzeigen und eine positive Gestaltung der Bildungspolitik mit voranzutreiben. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem des Bundesverdienstkreuzes am Bande, und Inhaber mehrerer Ehrendoktorwürden. Baumert ist seit 2004 Mitglied der Leopoldina in der Sektion Kulturwissenschaften.
Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist der Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und ist mit 50.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam mit der Leopoldina an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forscherteams vergeben, die einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Probleme geleistet haben. Der erste Preisträger war 2009 der Wissenschaftler und Bürgerrechtler Jens Reich, Berlin. Der Preis wird fortan im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben.
Der Preis wird Jürgen Baumert am 21. Juni 2012 im Rahmen einer Festveranstaltung zum 100. Geburtstag des Leopoldina-Mitglieds Carl Friedrich von Weizsäcker durch den Präsidenten des Stifterverbandes Dr. Arend Oetker und den Präsidenten der Leopoldina Professor Jörg Hacker verliehen.