Die Pragmatik des Martyriums

Die politische Effizienz des Opfertodes im nachrevolutionären Iran

Parand Danesh

Mit einem multidisziplinären Ansatz untersucht die Dissertation den politischen Wert und die symbolische Wirksamkeit des Opfertods (Märtyrertod) in der schiitischen Kultur im postrevolutionären Iran.

Im Jahr 1979 verlieh die Islamische Revolution dem Opfertod eine neue Bedeutung für die Erhaltung der heiligen Werte, auf die sie sich stützte. Obwohl die von den Streitkräften des Schahs getöteten Khomeini-Anhänger nur ihre Opposition gegen das monarchische Regime und den westlichen Imperialismus gemeinsam hatten, wurden sie alle in eine einheitliche offizielle Kategorie integriert und wurden als "Märtyrer der Revolution" durch Khomeinis Reden weithin bekannt. Von 1980 bis 1988, während des Iran-Irak-Krieges, wurden die prototypischen Porträts der "Märtyrer des Iran-Irak-Krieges", die auf Gebäudefassaden im ganzen Land gemalt wurden, institutionalisiert und in noch größerem Umfang verbreitet. Es entstand eine offizielle "Kriegskultur", die sich von der Pluralität und den sehr subjektiven Kampferfahrungen abkoppelte. Der Akt des Märtyrertums wurde bald zur Matrix einer neuen radikalisierten zivilen Gemeinschaft. Das Martyrium drang sehr schnell in den öffentlichen Raum ein und eignete sich diesen an. So wurde die Pluralität der revolutionären Bestrebungen ausgelöscht, um jede Anfechtung zu neutralisieren. Der offizielle Märtyrer ist seitdem zu einer politischen Währung und einem Instrument geworden, das die Souveränität eines repressiven Staates garantieren soll, der ständig Legitimität benötigt.

Die Ikonographie des Märtyrers, die sich seit mehr als vier Jahrzehnten herausgebildet hat, ist jedoch keine einheitliche und homogene Kategorie. In der politischen und urbanen Landschaft Irans existieren mehrere Formen des Märtyrertums, die jeweils eine affektive Gemeinschaft um sich versammeln, die politische Meinungsverschiedenheiten und polarisierte Ausdrücke dessen, was man als "nationale Identität" bezeichnen könnte, hervorbringen.

Zur Redakteursansicht