Die Politik des Trauerns
Militärfriedhöfe des Ersten Weltkrieges im faschistischen Italien
Hannah Malone
Mit der Kontrolle über das Gedenken an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs zog das faschistische Regime von Mussolini aus Trauer politischen Nutzen. Ursprünglich wurden die Italiener, die im Krieg gefallen waren, in eigens dafür angelegten Friedhöfen in der Nähe der Schlachtfelder beigesetzt. In den späten 1920er Jahren entschied Mussolini sie zu exhumieren und in großen Ossuarien erneut beizusetzen.
Die Ossuarien, die entlang der früheren Frontlinie im Nordosten Italiens von den Faschisten errichtet wurden, unterscheiden sich schon durch ihre Größe und Monumentalität von anderen europäischen Gedenkstätten. Mit dem Etablieren eines Siegesnarratives wurden die diskordanten Erinnerungen an den Krieg als sinnloses Gemetzel zum Schweigen gebracht. Das Leid wurde in Stolz gekehrt und so warben die Bauwerke für Imperialismus und Militarismus und suchten die Unterstützung der Öffentlichkeit für zukünftige Kriege zu stärken. Letztlich stellen die Monumente den Versuch dar, Gefühle von Trauer und Verlust für die Sache des Faschismus zu nutzen. Sie sind ein Beispiel für das Nutzen von Emotionen als politische Werkzeuge und für die Verknüpfung von Emotionen und Politik.