Unstatistik des Monats: Das Bundesländer-Ranking beim Blitz-Marathon
Die Unstatistik des Monats September 2014 ist das medial vielbeachtete Bundesländer-Ranking zum Blitz-Marathon. So titelte beispielsweise Spiegel-Online am 19. September 2014: „Die Blitzer-Bilanz der Bundesländer: Saarländer und Sachsen sind die schlimmsten Raser“.
Darüber hinaus kommt Spiegel-Online auf Basis der Angaben des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen zu dem Ergebnis, dass sich die Raser-Quote erhöht hätte: Im September dieses Jahres hielt sich jeder 32. Fahrer nicht an das Tempolimit; im Jahr 2013 war es nur jeder 36. Fahrer, obwohl im Jahr 2013 rund 2000 Polizisten mehr im Einsatz waren und rund 1000 mehr Standorte kontrolliert wurden.
Diese Aussagen sind wahrscheinlich in mehrerer Hinsicht irreführend: Zum einen ist ein seriöser Vergleich von Raser-Quoten über die einzelnen Bundesländer nicht möglich, solange man die sehr unterschiedliche Verkehrsstruktur, Fahrzeugdichte oder auch Altersstruktur der Bevölkerung nicht berücksichtigt. So ist sehr plausibel, dass in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen der Verkehr besonders stark durch Staus behindert wird und dadurch der Anteil der Geschwindigkeitsverstöße niedriger ausgefallen ist.
Aber auch die Meldung einer im Vergleich zu 2013 gestiegenen Raser-Quote dürfte auf ein statistisches Artefakt zurückzuführen sein. Wenn weniger Standorte kontrolliert werden, wird sich die Polizei voraussichtlich auf diejenigen Standorte konzentrieren, bei denen viele Geschwindigkeitsüberschreitungen zu erwarten sind. Dann ist es aber vollkommen natürlich, dass die Raser-Quote zunimmt, auch wenn weniger Polizisten im Einsatz sind und weniger Standorte kontrolliert werden. Vergleicht man das Durchschnittseinkommen der gesamten deutschen Bevölkerung mit dem Durchschnittseinkommen von Managern, wäre man auch nicht überrascht, wenn Letztere ein höheres Einkommen erzielen, obwohl es nur vergleichsweise sehr wenige Manager gibt. Mit Blick auf den Blitz-Marathon lässt sich tatsächlich beobachten, dass Bundesländer mit relativ wenigen Kontrollen tendenziell höhere Anteile an Tempoverstößen aufweisen als Bundesländer mit relativ vielen Kontrollen.