Giftig oder ungiftig? Wie Kinder über Pflanzen lernen

Neue Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

12. Januar 2015

Eine neue Max-Planck-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung erforscht unter Leitung der Psychologin Annie Wertz soziale Lernstrategien im Umgang mit Pflanzen.

Seit Anfang 2015 ist Annie Wertz Leiterin der neuen Forschungsgruppe „Naturalistic Social Cognition: Developmental and Evolutionary Perspectives“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Die Psychologin, die an der Universität von Boston studierte und 2009 an der Universität von Kalifornien, Santa Barbara, promovierte, untersucht, wie Menschen ihr Wissen über Pflanzen im Laufe der Evolution erworben haben. Denn zu wissen, welche Pflanzen essbar und welche giftig sind, ist für die Menschheit seit jeher überlebenswichtig. Bereits in früheren Arbeiten an der Universität von Yale konnte sie zeigen, dass sechs bis achtzehn Monate alte Babys über Pflanzen lernen, indem sie andere Menschen – etwa erfahrenere Erwachsene – im Umgang mit Pflanzen beobachten. Für ihre Arbeit erhielt sie den Postdoctoral Award der Human Behavior and Evolution Society 2012.

Ihre Arbeiten dazu wird sie nun am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung fortführen und ausbauen. „Es gibt noch viele offene Fragen, da es sich hier um ein noch junges Forschungsfeld handelt“, sagt Annie Wertz. Beispielsweise möchte die Psychologin mit einer Methodenkombination aus Laborstudien und Beobachtungen von Eltern-Kind-Interaktionen untersuchen, ob es kulturelle Unterschiede im Umgang mit Pflanzen gibt oder wie sich diese sozialen Lernstrategien im Laufe des Lebens verändern. Zudem möchte sie herausfinden, inwiefern die Ergebnisse übertragbar sind, beispielsweise auf Tiere oder in andere Wissensbereiche. Sie erhofft sich dadurch grundlegende Einsichten in das Zusammenspiel von evolutionären Vorprägungen und Individualentwicklung, das Menschen dazu befähigt, sich kulturell bestimmtes Wissen anzueignen. Zu diesem Zweck integriert sie Theorien und Methoden der Kognitionswissenschaft, der Entwicklungspsychologie, der Evolutionstheorie und der biologischen Anthropologie.

„Annie Wertz bringt eine faszinierende und innovative Fragestellung an unser Institut“, sagt Ralph Hertwig, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. „Wie gehen Kinder mit Pflanzen um? Wie entscheiden sie, ob sie diese berühren oder gar in den Mund nehmen? Hier handelt es sich um wunderbare Beispiele dafür, wie Kinder bereits sehr früh lernen, mit Unsicherheit und Risiken umzugehen und Entscheidungen zu treffen.“

Mit der Vergabe von Leitungspositionen für Max-Planck-Forschungsgruppen fördert die Max-Planck-Gesellschaft die Karrieren junger Nachwuchswissenschaftler. Die Forschungsgruppen haben eigene Personal- und Sachmittel und nutzen die Infrastruktur und Verwaltung des jeweiligen Instituts. Dies ermöglicht es ihnen, Forschungsprojekte eigenständig zu verfolgen.

Zur Person Annie E. Wertz

Annie Wertz studierte bis 2003 Psychologie an der Universität von Boston. Sie promovierte 2009 an der Universität von Kalifornien, Santa Barbara, im Bereich Entwicklungs- und Evolutionspsychologie. Von 2009 bis 2014 war sie Wissenschaftlerin an der Universität von Yale, wo sie zu selektiven sozialen Lernstrategien in der frühen Kindheit forschte. Für ihre Arbeit erhielt sie 2012 den Postdoctoral Award der Human Behavior and Evolution Society. Seit Januar 2015 leitet sie die Max-Planck-Forschungsgruppe „Naturalistic Social Cognition: Developmental and Evolutionary Perspectives” am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

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