Krebsfrüherkennung: EU-Projekt entwickelt genetischen Test

Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt Informationen für Ärzte und Patientinnen

2. Juni 2015

Zukünftig sollen Frauen ihr Krebsrisiko zuverlässiger prüfen lassen können. Daran arbeitet ab September 2015 ein Forschungskonsortium aus ganz Europa. Ziel ist ein genetischer Test, mit dem vier frauenspezifische Krebsarten zuverlässiger erkannt werden können. Mit dabei ist auch das Harding-Zentrum für Risikokompetenz.

Krebsfrüherkennungsprogramme, wie das Mammographie-Screening, werden allen Frauen ab einem bestimmten Alter angeboten. Und das, obwohl bekannt ist, dass das Screening für Frauen mit geringem Erkrankungsrisiko – zum Beispiel, wenn es keine Brustkrebsfälle in der Familie gibt – häufig falsch-positive Alarme und Überdiagnosen zur Folge hat. Die Konsequenz ist eine unnötige Überbehandlung durch Operationen, Chemotherapien und Strahlenbehandlungen, die die Überlebenschancen nicht verbessern, sondern lediglich körperlichen und seelischen Schaden bringen können.

Das europaweite Forschungsprojekt „Female cancer prediction using cervical omics to individualise screening and prevention“ (FORECEE/4C) hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, einen genetischen Test zu entwickeln, mit dem vier frauenspezifische Krebsarten zuverlässiger erkannt werden können. Der Test, der auf der Identifizierung von molekularen Markern in Zellen beruht, soll erstmals individuelle Risikovorhersagen zu Brust-, Gebärmutterhals-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs ermöglichen. Frauen mit hohem Krebsrisiko könnten so identifiziert werden, während Frauen mit niedrigem Krebsrisiko ein Screening mitsamt der Gefahr eines falschen Alarms erspart werden könnte.

Das Harding-Zentrum für Risikokompetenz übernimmt in dem Projekt die Aufgabe, die komplexen medizinischen Fakten zur Testung eines individuellen Krebsrisikos aufzubereiten, sodass sie sowohl Ärzte als auch Patientinnen verstehen. Dies beinhaltet die transparente Darstellung des möglichen Nutzens und der möglichen Risiken des Tests. Um herauszufinden, welche Informationen Frauen dafür benötigen und wie ihre allgemeine Akzeptanz gegenüber dem Test ist, planen die Wissenschaftler eine Befragung der Zielgruppe. Die Ergebnisse werden in die Erarbeitung des Informationsmaterials mit einfließen. „Es ist wichtig, den Frauen transparente und leicht-verständliche Informationen zur Verfügung zu stellen, um ihnen die Vor- und Nachteile einer Teilnahme oder Nicht-Teilnahme an dem Test zu vermitteln. Nur dann können sie wirklich abschätzen, was es bringt beziehungsweise nicht bringt und damit eine informierte Entscheidung für sich treffen“, sagt Odette Wegwarth, Projektverantwortliche und Leitende Wissenschaftlerin des Harding-Zentrum für Risikokompetenz.

Das im September 2015 startende Projekt wird aus dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation HORIZONT 2020 gefördert. Insgesamt arbeiten daran vierzehn wissenschaftliche Partner aus ganz Europa.

Weitere Informationen
„Female cancer prediction using cervical omics to individualise screening and prevention“


Das europäische Forschungsprojekt hat zum Ziel, einen genetischen Test zu entwickeln, der die Vorhersage und Prävention von vier frauenspezifischen Krebsarten ermöglichen könnte. Der Test, der auf der Identifizierung von molekularen Markern in Zellen beruht, hat das Potenzial, erstmals das individuelle Risiko zu Brust-, Gebärmutterhals-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs vorherzusagen.

Die europäischen Projektpartner im Überblick

  • Charles University, Prag – CZ
  • Erasmus University Medical Center Rotterdam – NL
  • Euram Ltd – UK
  • European Institute of Oncology, University of Milan – IT
  • GATC Biotech AG – DE
  • Harding-Zentrum, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin – DE
  • Haukeland University Hospital – University of Bergen – NO
  • Karolinska Institutet, Stockholm – SE
  • London School of Hygiene and Tropical Medicine – UK
  • Ludwig-Maximilians Universität, München – DE
  • Oncotyrol Center for Personalized Cancer Medicine – AT
  • University College London – Projektkoordination – UK
  • University Hospital Southampton NHS Foundation Trust  – UK
  • University of Cambridge – UK


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