„Das sind wir“ – Fragen an Helen Ahner

8. März 2023

Unser Institut hat über 300 Mitarbeitende. Doch das ist nur eine Zahl. Wer sind die Menschen an unserem Institut? Womit beschäftigen sie sich und was treibt sie an? In unserem Format „Das sind wir“ beantworten Kolleg*innen Fragen zu ihrer Arbeit und ihrer Motivation.

Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März 2023 starten wir die Reihe mit 15 Wissenschaftlerinnen unseres Instituts. Den Anfang macht Helen Ahner, sie arbeitet am Forschungsbereich Geschichte der Gefühle.

 

Du beschäftigst Dich im Forschungsbereich Geschichte der Gefühle unter anderem mit dem Thema Ehrgeiz bei Sportler*innen. Was fasziniert Dich an dem Thema?

Ehrgeiz ist ein spannendes und ambivalentes Gefühl: Ehrgeizig sein bedeutet, dass man etwas will und sich aktiv dafür einsetzt. Diese Art von Wollen war und ist nicht für alle Menschen gleich akzeptiert. Gerade der Ehrgeiz von Frauen wurde lange als gefährlich wahrgenommen, abgewertet und reguliert – das wird an Bezeichnungen wie der Streberin oder der Karrierefrau deutlich. Etwas aktiv wollen zu können und sich dafür zu engagieren, kann eine empowernde Erfahrung sein. Andererseits ist Ehrgeiz mit Selbstausbeutung und einer teils problematischen Wettbewerbsmentalität verbunden. Mich fasziniert die Komplexität dieses Gefühl und ich glaube, dass seine Geschichte viel über die Möglichkeiten und Grenzen von Sportlerinnen im Speziellen und FLINTA*s im Allgemeinen aussagt.

 

Warum bist Du Wissenschaftlerin geworden? Was motiviert Dich?

Ich brenne für mein Fach, die Kulturwissenschaft, die sich damit befasst, wie das alltägliche Leben funktioniert. Als Kulturwissenschaftlerin hinterfrage ich das, was vielen als „normal“ und fraglos gilt. Mich motiviert, zu verstehen, wie die Strukturen, Praktiken und Regeln zustande gekommen sind, die unser Leben prägen: Woher wissen wir, was wir fühlen und was wir (nicht) zu fühlen haben? Wie werden unsere Körper mit Bedeutung versehen und warum werden Körper als Bedeutungsträger wichtig? Ich bin neugierig und möchte verstehen, wie Menschen sich ihre Welt gestalten. Auch, um kritisch darauf aufmerksam zu machen, dass „die Normalität“ auch anders sein könnte.

 

Du engagierst Dich außerdem im Sustainability-Team hier am Institut. Warum?

Es ist mir ein persönliches Anliegen, verantwortungsvoll mit den begrenzten Ressourcen dieses Planeten umzugehen und meinen Arbeitsalltag entsprechend nachhaltiger zu gestalten. Ich glaube, dass auch große, innovative Institutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft Verantwortung für den Impact, den ihre Existenz hat, übernehmen müssen, wenn wir den Planeten für zukünftige Generationen bewahren wollen. Ich möchte gerne dazu beitragen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Ich finde es toll, dass wir hier am Institut ein großes Team sind, bin mir aber auch der Grenzen dieses freiwilligen Engagements bewusst: Wer erübrigt diese Zeit und Energie? Wer kann sie dauerhaft erübrigen? Wenn wir wirklich etwas bewirken wollen, müssen wir auf struktureller Ebene ansetzen.

 

Was schätzt Du an der Max-Planck Community?

Ganz besonders schätze ich die große Bedeutung, die der Ermöglichung und Umsetzung von Forschungsideen beigemessen wird. Und die Community: Mit so vielen kompetenten, klugen Kolleg*innen zusammenarbeiten, denken und forschen zu können, ist für mich eine große Bereicherung.

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