Formale Methoden in der Lebensspannenpsychologie

Seit seiner Gründung im Jahr 1981 durch den verstorbenen Paul B. Baltes hat sich der Forschungsbereich Entwicklungspsychologie bemüht, konzeptuelle und methodologische Erneuerung innerhalb der Entwicklungspsychologie und im interdisziplinären Kontext zu betreiben. Über die Jahre hat sich die kritische Betrachtung von Beziehungen zwischen Theorie, Methodik und den Daten zu einem eigenständigen Merkmal des Forschungsbereichs entwickelt. Die zeitliche Auflösung der für Entwicklungspsychologie relevanten Daten variiert immens, beginnend mit behavorialen Beobachtungen im Millisekundenbereich bis hin zu Längsschnittuntersuchungen mit einer geringen Anzahl von Beobachtungen verteilt über viele Jahre. Das Projekt Formale Methoden widmet sich der Entwicklung multivariater mathematischer, statistischer und computergestützter Forschungswerkzeuge, die komplexen Versuchsdesigns, deren Datenerhebung multimodal und auf verschiedenen Zeitebenen durchgeführt wird, Rechnung trägt. Ferner sucht das Projekt praktische Lösungen für die methodologischen Herausforderungen der Entwicklungspsychologie und verwandter wissenschaftlicher Felder. Seine Hauptziele sind es, zum einen den Zusammenhang zwischen Theorie und Daten kritisch zu betrachten und zum anderen Wissenschaftler mit Mitteln auszustatten, um die Effizienz von Datenerhebung und Datenanalyse zu optimieren.
Forschungsausrichtungen

Besonderes Augenmerk des Projekts liegt auf der Analyse und Klassifikation von Variabilität und Veränderung. Daher wurde der Fokus auf Strukturgleichungsmodelle (SEM) weiter verstärkt. SEM vereinheitlicht eine große Zahl verschiedener, multivariater Analyseansätze, indem es die Beziehungen beobachteter und latenter Variablen modelliert. In verschiedenen Projekten hat das Team gezeigt, wie SEM als eine formale Sprache Wissenschaftler darin unterstützen kann,
- den Ressourceneinsatz bei der Planung längsschnittlicher Studien zu optimieren mithilfe von explorativer Datenanalyse theoriegeleitete Hypothesen zu verändern und zu verbessern;
- in längsschnittlichen Studien, Zeit als eine kontinuierliche Variable zu verwenden;
- die Entstehung von Individualität und ihre Beziehung zur Plastizität des Gehirns zu modellieren;
- hochdimensionale Zeitreihen zu analysieren und zu klassifizieren.