Neue Videos online: Wie digitale Räume die Demokratie stärken können  

Expert*innen aus Recht, Ökonomie, Philosophie und Sozialwissenschaften teilen ihre Visionen

5. Juni 2025

Digitale öffentliche Räume spielen eine zunehmend zentrale Rolle für den demokratischen Diskurs. Doch mit der Dominanz globaler Social-Media-Plattformen geraten grundlegende Prinzipien wie Meinungsvielfalt, Transparenz und Teilhabe zunehmend unter Druck. Personalisierte Inhalte, algorithmische Moderation und die wachsende Verbreitung generativer KI-Inhalte werfen dabei die drängende Frage auf: Fördern diese digitalen Räume noch den demokratischen Austausch – oder untergraben sie ihn? 

Um dieser nachzugehen, lud die interdisziplinäre Forschungsgruppe humanet3 im März 2025 Expert*innen aus Recht, Ökonomie, Philosophie und Sozialwissenschaften zu einem Workshop ein. Gemeinsam diskutierten sie über den Zustand digitaler Öffentlichkeiten, deren Bedeutung für die Demokratie und über Wege, wie sie zukunftsfähig und demokratisch gestaltet werden können.   

Aus diesem Austausch ist eine Videoreihe hervorgegangen, in der ausgewählte Teilnehmende ihre Perspektiven aufzeigen und Impulse für die Weiterentwicklung digitaler Räume setzen. Sie geben Antwort auf die Frage: Wie sollte ein digitaler öffentlicher Raum gestaltet sein, der die Demokratie stärkt?  

In einem der aktuellen Videos spricht Catalina Goanta, Associate Professor für Privatrecht und Technologie an der Universität Utrecht, über die Bedeutung rechtsstaatlicher Grundsätze für digitale Räume. Ihrer Analyse zufolge ist die Erwartung an verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen und politischen Akteur*innen zuletzt enttäuscht worden. Sie plädiert dafür, das Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen – wie Justiz und Gesetzgebung – zu stärken, um digitale Räume verlässlich und nutzerfreundlich zu gestalten. 

Gérman Oscar Johannsen, Mitglied der humanet3-Gruppe und Research Fellow am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, rückt die Bedeutung von Technologien in den Mittelpunkt, die soziale Interaktion ermöglichen und dabei auf Pluralismus und Vertrauenswürdigkeit ausgerichtet sind. Für ihn braucht es klare regulatorische Vorgaben, die technologische Dienstleistungen auf eine demokratische und gemeinwohlorientierte Nutzung ausrichten. 

Clara Iglesias Keller, Leiterin der Forschungsgruppe „Technik, Macht und Herrschaft“ am Weizenbaum-Institut, macht in ihrem Beitrag deutlich, dass strukturelle Ungleichheiten auch im digitalen Raum fortwirken. Sie betont, dass ein demokratischer digitaler öffentlicher Raum nur dann existieren kann, wenn alle Menschen Zugang zu digitaler Infrastruktur und zu vielfältigen Informationen haben. Einschränkungen durch wirtschaftliche Interessen oder mangelnde technische Ausstattung stellen dabei zentrale Hürden dar. 

Die Videoreihe ist Teil eines fortlaufenden Dialogs über die Zukunft demokratischer Öffentlichkeiten im digitalen Zeitalter. Bereits in den ersten veröffentlichten Videos kamen Erik Tuchtfeld, Philipp Lorenz-Spreen, Kristina Rao, Thorsten Thiel, Raffaela Kunz und Chaewon Yun zu Wort. Weitere Stimmen aus Wissenschaft und Praxis folgen in den kommenden Wochen. 

humanet3 ist eine interdisziplinäre Forschungsinitiative, die den menschenzentrierten digitalen Wandel kritisch begleitet und aktiv mitgestaltet – im Sinne der Europäischen Erklärung zu digitalen Rechten und Grundsätzen für die digitale Dekade. Getragen wird das Projekt von drei Max-Planck-Instituten: dem MPI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, dem MPI für Innovation und Wettbewerb sowie dem MPI für Bildungsforschung.  

Weiterführende Informationen:  

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