Politik mit Gefühl

Emotionen und Institutionen seit 1789

7. Juni 2022
 
 

Ute Frevert, Kerstin Pahl et al. (2022). Feeling political: Emotions and institutions since 1789. Palgrave Macmillan.

 

Haben Emotionen in der politischen Auseinandersetzung ein Wörtchen mitzureden? Und wenn ja, wie weit sollte ihr Einfluss gehen? Wäre es nicht besser, sie würden von der Politik ferngehalten? Aus den aktuellen Debatten zum Populismus, insbesondere dem nach wie vor virulenten 'Trumpismus‘, sind diese Fragen nicht wegzudenken. Der Stil des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wird als hemmungslos emotionalisierend kritisiert. Im Gegensatz dazu wird die deutsche Bundeskanzlerin gerne wohlwollend als 'analytisch‘ oder 'kopfgesteuert‘ bezeichnet.

Dieses Gegensatzpaar aus Vernunft und Gefühl, das den politischen Diskurs seit dem späten 18. Jahrhundert begleitet, ist verführerisch, aber mit Vorsicht zu genießen, denn es verrät wenig über Gefühle, aber viel über Elitenbildung und Machtstrukturen. Politik, so hieß es damals, sei eine Domäne rationaler und gebildeter Männer, in der als emotional verschriene Menschen, wie Frauen, das Proletariat, people of colour und Kinder, nichts verloren hätten. Im Kontrast zwischen Donald Trump und Angela Merkel scheinen diese Einschätzungen wieder auf, wenn diesmal auch, ironischerweise, mit vertauschten Rollen.

 

Mehr zu „Feeling Political

 

 

Zur Redakteursansicht