Geschichte der Gefühle
Haben Gefühle eine Geschichte? Und: Machen Gefühle Geschichte? Diese Fragen standen im Zentrum des Forschungsbereichs Geschichte der Gefühle (Direktorin: Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert), der im Januar 2008 seine Arbeit aufnahm und bis zur Emeritierung seiner Direktorin im Juni 2024 bestand.
In engem Austausch mit Forscher*innen aus Ethnologie, Soziologie, Literatur-, Kunst- und Musikwissenschaften sowie aus der Psychologie und den Erziehungswissenschaften erkundeten Historiker*innen die Gefühlsordnungen der Vergangenheit. Sie gingen davon aus, dass Gefühle – Empfindungen und ihr Ausdruck – kulturell geformt und sozial erlernt werden. Was jemand in einer bestimmten Situation oder gegenüber einer anderen Person und Sache fühlen/zeigen darf und was nicht, ist gesellschaftlich normiert und damit historisch variabel.
Ein Hauptanliegen des Forschungsbereichs war es, diese Normierung und Variabilität in verschiedenen europäischen und außereuropäischen Gesellschaften zu analysieren und deren emotionale Praktiken, Stile und Lexika zu untersuchen. Zeitlich konzentrierten sich die Forschungen auf das 18., 19. und 20. Jahrhundert. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren Institutionen wie Familie, Schule, Recht, Religion, Militär, Staat, von denen ein prägender Einfluss auf die Ordnung der Gefühle ausging und ausgeht.
Neben der Geschichtsgebundenheit von Gefühlen beschäftigten sich die Forscher*innen auch mit deren Geschichtsmächtigkeit. Gefühle motivieren Handlungen und steuern Entwicklungen. Sie tragen zur Bildung und Auflösung sozialer Gruppen und Bewegungen bei. Das macht sie zum bevorzugten Gegenstand von Manipulation und Instrumentalisierung, in politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen ebenso wie im privaten und zivilgesellschaftlichen Bereich. Viele der Bücher und Artikel, die am Forschungsbereich entstanden, befassten sich mit solchen gefühlspolitischen Strategien und Appellen in verschiedenen Räumen, Zeiten und sozialen Kontexten.
Webportal „Geschichte der Gefühle – Einblicke in die Forschung“
Seit Oktober 2013 veröffentlichte der Forschungsbereich Beiträge zur Geschichte der Emotionen. In kurzen Aufsätzen wird anhand eines konkreten Quellenbeispiels gezeigt, mit welchen Quellen und Methoden sowie mit welchen Fragestellungen und Perspektiven die Geschichte der Emotionen erforscht werden kann. Auf diese Weise sollen die Reichweiten und Erkenntnismöglichkeiten der Emotionsgeschichte konkretisiert werden. Diese "Einblicke in die Forschung" sollen zudem Impulse für eine (interdisziplinäre) Kommunikation über die Geschichte der Emotionen sein.
Das Webportal „Geschichte der Gefühle – Einblicke in die Forschung“ finden Sie hier.
Forschungszeitraum: 2008 – 2024
Weitere Informationen zu Ute Frevert als Direktorin emerita am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung finden Sie auf der Seite Emeriti des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.
Downloads
- Center for History of Emotions: Research Report 2007-2008 3.36 MB
- Center for History of Emotions: Research Report 2009-2010 8.82 MB
- Center for History of Emotions: Research Report 2011-2013 2.57 MB
- Center for History of Emotions: Research Report 2014-2016 761.55 kB
- Center for History of Emotions: Research Report 2017-2020 10.48 MB