Das Anti-Autokratie-Handbuch

Ein Leitfaden für Forschende zum Umgang mit demokratischem Rückschritt

24. Juni 2025

Lewandowsky, S., Kempe, V., Armaos, K., Hahn, U., Abels, C. M., Wibisono, S., Louis, W., Sah, S., Pagel, C., Jankowicz, N., DiResta, R., Markolin, P., Schönemann, H., Hertwig, R., Crull, H., Mauer, B., Holford, D., Lopez-Lopez, E., & Cook, J. (2025). The Anti-Autocracy Handbook: The Scholars’ Guide to Navigating Democratic Backsliding. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.15511257  

Angesichts zunehmender autoritärer Tendenzen weltweit – besonders sichtbar in den USA – richtet sich Das Anti-Autokratie-Handbuch mit einem klaren Appell an die wissenschaftliche Gemeinschaft: Es ruft zum Handeln, zur Resilienz und zum entschlossenen Schutz von Demokratie, Wahrheit und wissenschaftlicher Freiheit auf. 

Der Leitfaden bietet eine fundierte Orientierung für Forschende, die in ihrer Arbeit mit demokratischem Rückschritt konfrontiert sind. Er analysiert autokratische Strategien entlang eines bekannten Musters – den „3 Ps: Populismus, Polarisierung und Post-Wahrheit". Autokratische Akteure präsentieren sich als Stimme des “Volkes” gegen “korrupte Eliten”, schüren die Spaltung der Gesellschaft und untergraben Fakten, um sich der Verantwortung zu entziehen. 

Diese Dynamiken stellen durch Zensur, Einschränkungen von Forschungsgeldern, behinderte internationale Zusammenarbeit und direkter Einschüchterung eine ernsthafte Bedrohung für die Wissenschaft dar. Ein aktuelles Beispiel dafür liefert die Politik der Trump-Administration, die die wissenschaftliche Arbeit einschränkt und Studien zur öffentlichen Gesundheit, zum Klimawandel und zu Minderheitenfragen unterdrückt. 

Da freie Wissenschaft und kritischer Diskurs unvereinbar mit autoritärer Kontrolle sind, wird die Wissenschaft häufig früh zum Ziel autoritärer Bestrebungen. Das Handbuch zeigt daher auf, wie Autokratien gegen Forschung und ihre Institutionen vorgehen – historisch wie aktuell – und wie man sich dem wirksam entgegenstellen kann. 

Ein zentrales Element des Handbuchs ist ein praxisorientierter Aktionsrahmen, der je nach individuellem Risikoniveau (niedrig, mittel, hoch, extrem) differenzierte Handlungsmöglichkeiten bietet. Zudem stellt es Werkzeuge zur digitalen Sicherheit vor, unterstreicht die Bedeutung einer fortlaufenden Dokumentation, empfiehlt das Sichern gefährdeter Daten sowie den Aufbau dezentraler Archive, um Löschung und Repression vorzubeugen. 

Ein weiteres zentrales Anliegen ist die kollektive Sichtbarmachung: Forschende werden ermutigt, ihre Erfahrungen zu teilen – öffentlich oder anonym –, um Solidarität zu stärken und zu inspirieren Rechenschaft zu fordern und historische Aufzeichnungen zu schaffen. 

Begleitet wird das Handbuch von einem dynamischen Wiki, das laufend um neue Erkenntnisse, Fallbeispiele und Strategien ergänzt wird. Es dokumentiert weltweite Initiativen von Wissenschaftler*innen, die sich dem Autoritarismus entgegenstellen und sich für die demokratischen Grundlagen freier Forschung einsetzen. 

Zum Download (Open Access) 
https://sks.to/autocracy 

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