Verfassungsgefühle
Die Deutschen und ihre Staatsgrundgesetze
75 Jahre nach seiner Verabschiedung ist das Grundgesetz so beliebt wie nie zuvor. Wie aber entstehen diese Gefühle, und welche Bindungskraft entfalten sie?
Frevert, U. (2024). Verfassungsgefühle. Die Deutschen und ihre Staatsgrundgesetze. Göttingen: Wallstein.
Ein Journalist, in Sachsen-Anhalt aufgewachsen, erinnert sich an den Trotz, mit dem er der DDR-Verfassung von 1968 begegnete. Im gleichen Jahr protestierten westlich der Elbe Zehntausende gegen die Einführung von Notstandsgesetzen, in denen sie einen Angriff auf den guten Geist des Grundgesetzes sahen. Nach 1990 enttäuschte das wiedervereinigte Land viele seiner Bürgerinnen und Bürger, als nicht über eine gesamtdeutsche Verfassung beraten und abgestimmt wurde. Drei Jahrzehnte später stellen Menschen »Liebeserklärungen« ans Grundgesetz ins Netz.
Verfassungen lösen Gefühle aus, und das taten sie bereits und vor allem im 19. Jahrhundert und in der Weimarer Republik. Nach 1949 dauerte es geraume Zeit, bis Bundesdeutsche sich für ihr Grundgesetz erwärmten; die DDR-Bevölkerung trug derweil verordneten „Optimismus“ zur Schau.
Welche Verfassungsgefühle zu welcher Zeit en vogue waren und was sie bewirkten, untersucht Ute Frevert in diesem Buch.