„Das sind wir“ – Fragen an Lou Haux
Unser Institut hat über 300 Mitarbeitende. Doch das ist nur eine Zahl. Wer sind die Menschen an unserem Institut? Womit beschäftigen sie sich und was treibt sie an? In unserem Format „Das sind wir“ beantworten Kolleg*innen Fragen zu ihrer Arbeit und ihrer Motivation.
Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März 2023 haben wir die Reihe "Das sind wir" mit 15 Wissenschaftlerinnen unseres Instituts gestartet. Wir knüpfen daran an und stellen die Wissenschaftlerin Lou Haux aus dem Forschungsbereich Adaptive Rationalität vor. Im vorigen Artikel von „Das sind wir“ wurde Mengchen Dong aus dem Forschungsbereich Mensch und Maschine vorgestellt.
Du beschäftigst Dich im Forschungsbereich Adaptive Rationalität unter anderem mit der Risikoentscheidung bei Schimpansen. Was fasziniert Dich an dem Thema?
In meiner Forschung untersuche ich wie Menschen und Tiere Entscheidungen treffen und welche Rolle Unsicherheiten und ein damit verbundenes Risiko spielen. Dabei interessieren mich besonders die evolutionären Wurzeln, also woher Entscheidungsmuster kommen und wie sie sich entwickeln.
Welche Aussagen lassen sich zu Schimpansen und Menschen in Bezug auf ihre Risikoneigung treffen?
Die Ergebnisse unserer Forschung zeigen, dass die Risikobereitschaft von Schimpansen strukturelle Ähnlichkeiten mit der des Menschen aufweist. Männliche Schimpansen sind risikofreudiger als weibliche, die Risikobereitschaft erreicht ihren Höhepunkt im jungen Erwachsenenalter und ist über verschiedene Domänen hinweg stabil. Dies deutet darauf hin, dass sich wichtige Dimensionen der Risikobereitschaft, unabhängig vom Einfluss der menschlichen kulturellen Evolution, entwickelt haben. Diese Erkenntnisse helfen uns, die Ursprünge der Risikobereitschaft besser zu verstehen.
Forschung mit Tieren, vor allem Schimpansen, unterliegt ja sehr strengen Richtlinien. Wie beziehst Du deine Daten und stellst sicher, dass es den Tieren gut geht?
Die Schimpansen- Auffangstationen, in denen ich in Uganda und Kenia arbeite, sind Teil der Pan African Sanctuary Alliance. Die Schimpansen leben dort in großen sozialen Gruppen. Ich betreibe nur nicht-invasive Forschung und die Tiere können selbst entscheiden, ob sie bei unseren Studien mitmachen wollen. Die Studien sind stets als eine Art Spiel konzipiert und zur Belohnung gibt es besonders leckere Früchte oder Nüsse.
Wann hast Du festgestellt, dass Du in die Wissenschaft gehen möchtest und was würdest Du Deinem jüngeren Ich zu Beginn der wissenschaftlichen Karriere raten?
Während meines Psychologiestudiums in Straßburg hatte ein Kurs für Verhaltenspsychologie von Tieren mein Interesse geweckt. Für meine Masterarbeit habe ich dann am MPI für evolutionäre Anthropologie in Leipzig zu sozialen Beziehungen bei Schimpansen geforscht. Die Grundlegende Frage meiner Forschung ist: Was macht eigentlich den Menschen zum Menschen und den Schimpansen zum Schimpansen und wo treten eventuelle Ähnlichkeiten auf. Meinem jüngeren Ich würde ich raten: Folge deiner Neugier!
Was schätzt Du an der Max-Planck Community?
Das Zusammenkommen von Wissenschaftler*innen aus aller Welt, die Disziplin übergreifenden Fragestellungen und die daraus resultierenden Diskussionen ermöglichen eine lebendige wissenschaftliche Arbeit. Außerdem wird durch die Max-Planck Community auch aufwendigere Forschung ermöglicht, sowie mehrmonatige Auslandsaufenthalte unterstützt.