Es ist nicht möglich, intraindividuelle Strukturen kognitiver Fähigkeiten aus interindividuellen Strukturen abzuleiten

27. Oktober 2020

Schmiedek, F., Lövdén, M., von Oertzen, T., & Lindenberger, U. (2020). Within-person structures of daily cognitive performance differ from between-person structures of cognitive abilities. PeerJ, 8, Article e9290. https://doi.org/10.7717/peerj.9290

Mehr als ein Jahrhundert der Forschung zu den Unterschieden zwischen Personen hat zum Konsens geführt, dass menschliche kognitive Fähigkeiten hierarchisch organisiert sind, mit einem allgemeinen Faktor, üblicherweise als allgemeine Intelligenz oder „g“ bezeichnet, an der Spitze. Überraschenderweise ist es unbekannt, ob diese Evidenz auch über die Kognitionsstruktur in Einzelpersonen Aufschluss gibt. Unter Verwendung von Daten von 101 jüngeren Erwachsenen, die über sechs Monate verteilt neun kognitive Aufgaben 100 mal bearbeitet haben, zeigen wir, dass die Strukturen der kognitiven Fähigkeiten von Individuen untereinander variieren und stark von den interindividuellen modalen Strukturen abweichen. Das Arbeitsgedächtnis trägt den größten Anteil der gemeinsamen Varianz sowohl zu interindividuellen als auch zu intraindividuellen Strukturen bei, der g-Faktor ist aber innerhalb von Personen viel weniger ausgeprägt als zwischen Personen. Wir schließen daraus, dass interindividuelle Strukturen kognitiver Fähigkeiten nicht als Ersatz für intraindividuelle Strukturen dienen können. Um die Entwicklung und Organisation menschlicher Intelligenz aufzuklären, müssen Individuen über die Zeit untersucht werden.

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