Colloquium: Gefühle in den Zeiten des Krieges. 1914–18

  • Date: Nov 19, 2019
  • Time: 05:00 PM - 07:00 PM (Local Time Germany)
  • Speaker: Gunilla Budde
  • Location: Max Planck Institute for Human Development, Lentzeallee 94, 14195 Berlin
  • Room: Small Conference Room
  • Host: Center for the History of Emotions
  • Contact: sekfrevert@mpib-berlin.mpg.de

Welche Gefühle und Gefühlshaltungen erwartet man in einem Weltkrieg? Wechselvolle Gefühle zu Beginn, während und am Ende des Krieges. Begeisterung zunächst, Entgeisterung sehr bald, Trauer dann überall. Diese Emotionen finden wir auch in den über 500 Briefen von Elsbeth (*1866), Ernst (*1894) und Gerhard (*1897). Aber auch ganz andere Gefühle leben darin fort, keineswegs überwölbt und abgemildert durch die große kollektive Krise des Krieges: Neid und Enttäuschung, Ehrgeiz und Dünkel, Mitleid und Verzweiflung. Mutter und Söhne führen in ihrer Korrespondenz das Familiengespräch fort, ungeschönt und schonungslos. Tabus, die man im bürgerlichen Milieu einer ostwestfälischen Arztfamilie erwarten würde, gibt es nicht. Der alte Bruderzwist um die Liebe der Mutter währt fort, selbst über den Tod hinaus. Der private, jüngst wiederentdeckte Briefwechsel erlaubt Einblicke in die wechselvollen Gefühlskaskaden in Zeiten des Krieges.

Gunilla Budde ist Professorin für Deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Zwischen 2010 und 2015 war sie überdies Vizepräsidentin der Universität Oldenburg. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des europäischen Bürgertums in der Moderne, DDR-Geschichte, Familiengeschichte, Gender History, Geschichte und Selbstzeugnisse. Jüngst erschienen: Feldpost für Elsbeth. Eine Familie im Ersten Weltkrieg, Göttingen, Wallstein, 2019. Zurzeit schreibt Gunilla Budde an einer Biographie über Jutta Limbach.


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