Colloquium: Kontrolle und Offenbarung. Zur Geschichte affektiven Kapitals in der bundesdeutschen Weiterbildung.
- Date: Jan 29, 2019
- Time: 05:00 PM (Local Time Germany)
- Speaker: Dr. Franziska Rehlinghaus
- Location: Max Planck Institute for Human Development, Lentzeallee 94, 14195 Berlin
- Room: Small Conference Room
- Host: Center for the History of Emotions
- Contact: sekfrevert@mpib-berlin.mpg.de
Der von Prof. Ute Frevert geleitete Forschungsbereich Geschichte der Gefühle des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung lädt alle Interessierten zum Besuch seiner Kolloquien des Wintersemesters 2018/2019 ein:
Franziska Rehlinghaus, Georg-August-Universität Göttingen
Kontrolle und Offenbarung. Zur Geschichte affektiven Kapitals in der bundesdeutschen Weiterbildung.
Der Vortrag widmet sich den jüngsten Debatten, die sich mit der
Akkumulation affektiven Kapitals in der Arbeitswelt beschäftigt haben.
In einer praxeologischen Perspektive werden dazu Einblicke in die
verhaltensbezogene Weiterbildung in bundesdeutschen Unternehmen zwischen
den 1950er und 1980er Jahren genommen. Gefragt wird zum einen nach
Voraussetzungen und Reaktionen auf die emotionale Verfasstheit der
zentralen Weiterbildungsakteure. In einem zweiten Schritt stehen die
Inhalte und die didaktischen Methoden der Gefühlsarbeit im Mittelpunkt.
Dabei wird die These vertreten, dass die Manipulierung von Gefühlen als
ökonomischer Ressource nicht allein als eine gezielte Regierungstechnik
zur Zurichtung arbeitender Subjekte begriffen werden kann, sondern als
Experimentierfeld zur Generierung eines kontingenten Gefühlswissens, das
sich nur bedingt als steuer- und kontrollierbar erwies.
Dr. Franziska Rehlinghaus ist derzeit Assistentin am
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität
Göttingen. 2013 wurde sie an der Ruhr-Universität Bochum mit einer
historisch-semantischen Arbeit zum Begriff des Schicksals promoviert,
die einen Untersuchungszeitraum vom 17. bis ins 20. Jahrhundert abdeckt.
Nach Zwischenstationen an der Universität Duisburg-Essen und dem
Kulturwissenschaftlichen Institut Essen begann sie am ZZF Potsdam die
Forschungen am DFG-geförderten Projekt „Die Arbeit am Ich. Weiterbildung
und Persönlichkeitsoptimierung in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts“. Während dieser Zeit erhielt sie den Postdoc-Preis des
Landes Brandenburg für einen Aufsatz über den Wandel protestantischer
Begräbnisrituale im 19. Jahrhundert. Das Projekt über die Geschichte der
Persönlichkeitsoptimierung führt sie als Habilitationsprojekt an der
Universität Göttingen weiter.