Unstatistik des Monats: Liebestrunken – Vermittlungsbörse schießt statistisches Eigentor

21. Dezember 2015

Die Unstatistik des Monats November ist die Aussage der Singlebörse „Parship“, alle elf Minuten fände sich auf Ihrer Vermittlungsplattform ein neues Paar.

Ist also dort besonders gut aufgehoben, wer einen Partner fürs Leben sucht? Nein, denn mit etwas Wahrscheinlichkeitsrechnung entpuppt sich die Aussage "Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship" als Anti-Werbung. Wenn sich bei geschätzten rund fünf Millionen Mitgliedern in Deutschland sogar alle zehn Minuten zwei davon ineinander verlieben, damit aus dem Sucherpool ausscheiden und durch zwei neue Singles ersetzt werden, beträgt für ein zufällig ausgewähltes Mitglied die Wahrscheinlichkeit einer neuen Liebe pro Jahr kaum mehr als zwei Prozent.

Warum? Wenn sich alle zehn Minuten zwei Singles verlieben, dann passiert das sechsmal in der Stunde, 144-mal am Tag oder 52.560-mal im Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, an einem beliebigen dieser 52.560 Zeitspannen von zehn Minuten Erfolg zu haben, beträgt 2 zu 5.000.000 (die anderen 4.999.998 suchen weiter). Damit ist die Wahrscheinlichkeit für Misserfolg an jedem beliebigen Zeitpunkt 4.999.998 zu 5.000.000, oder über das Jahr gerechnet (4.999.998/5.000.000) 52.560 = 0,979. Selbst wenn nur 750.000 Mitglieder auf aktiver Partnersuche wären, steigt für diese die Erfolgswahrscheinlichkeit auf gerade mal 13 Prozent in einem ganzen Jahr.

Viele Partnerbörsen werben damit, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Partner zu finden, hervorragend sei, sogar „extrem höher als im Alltag“ (http://www.spruch.de/partner-finden/dating.htm). Wenn dem so wäre, dann wäre das gewöhnliche Verlieben eine Rarität.

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