Emeriti des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung

Seit Institutsgründung 1963 waren am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung mehrere Generationen von Direktoren tätig. Aktuell gibt es vier ehemalige Direktoren, die am Institut sind: Jürgen Baumert, Wolfgang Edelstein, Karl Ulrich Mayer und Gerd Gigerenzer. Im Folgenden erfahren Sie etwas über ihre Projekte und Aufgaben.
Mehr Informationen zur Geschichte des Instituts sowie eine Zeittafel finden Sie unter Geschichte des Instituts.


Jürgen Baumert

Prof. Dr. Jürgen Baumert leitete von 1996 bis 2010 den Forschungsbereich „Erziehungswissenschaft und Bildungssysteme“. Seither übernimmt er verschiedene Beratungsaufgaben wie zum Beispiel für die Bundesregierung, die Bundesländer sowie verschiedene Forschungseinrichtungen und Stiftungen. Gleichzeitig arbeitet er mit Partnern weiter an Forschungsprojekten. So zum Beispiel an der Evaluation der Umstellung des Berliner Schulsystems auf Zweigliedrigkeit. Die sogenannte Berlin-Studie wurde in Absprache mit der Bundesregierung und den 16 Bundesländern als Teil der Pilotuntersuchung von PISA-2012 und PISA-2015 durchgeführt. Die Studie läuft in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik sowie dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Berlin. Die Längsschnittkomponente der Berlin-Studie wird dabei mit der noch laufenden Längsschnittstudie „Bildungsverläufe und psychosoziale Entwicklung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ (BIJU) inhaltlich verknüpft, sodass ein Mehrkohortendesign entsteht. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung und Partnern an der University of Michigan in Ann Arbor (USA). Darüber hinaus evaluiert Jürgen Baumert gemeinsam mit dem Psychologischen Institut der Universität Kiel und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik die bilingualen EUROPA-Schulen in Berlin.


Wolfgang Edelstein (*1929 — †2020)

Prof. Dr. Wolfgang Edelstein leitete von 1981 bis 1997 den Forschungsbereich „Entwicklung und Sozialisation“. Ziel der Forschung war es, die Wechselwirkungen zwischen der Entwicklung sozialer Ungleichheit und kognitiver, sozio-moralischer Persönlichkeitsentwicklung von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter interkulturell aufzuklären. In den Jahren seit der Emeritierung 1997 gilt sein Engagement vor allem der Entwicklung demokratischer Schulen und demokratie-affiner Projekte: 1998–2006 im Beirat der Stiftung „Brandenburger Tor“, verantwortlich für die Organisation des Programms „Jugend übernimmt Verantwortung“; 2002–2007 war Wolfgang Edelstein Mitglied der Leitung (sowie Gutachter) des BLK-Programms „Demokratie lernen und leben“ und 2005 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, deren Vorsitz er bis 2011 inne hatte. Ab 2011 war er beteiligt an der Entwicklung des Weiterbildungs-Masterstudienprogramms „Demokratiepädagogische Schulentwicklung und soziale Kompetenzen“ an der FU Berlin. 2009 und 2012 wurde er zudem ausgezeichnet und erhielt den „Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreis für Demokratie lernen und erfahren“ sowie den Theodor Heuss Preis zum Thema „Bildung – Teilhabe – Lebendige Demokratie“. Seit der Jahrtausendwende veröffentlichte Wolfgang Edelstein eine Anzahl von Abhandlungen zum Rechtsextremismus, insbesondere zur rechtsextremen Jugendkultur sowie Aufsätze und Analysen zur Demokratieentwicklung in Schulen.


Gerd Gigerenzer

Prof. Dr. Gerd Gigerenzer leitete von 1997 bis 2017 den Forschungsbereich „Adaptives Verhalten und Kognition“. Zentrales Thema war die Erforschung der Rationalität einfacher Faustregeln (Heuristiken) zur Entscheidungsfindung, die in Bereichen mit komplexen Herausforderungen angewandt werden können, wie in der Medizin, der Justiz und im Finanzbereich. Zuvor wirkte er als Direktor am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung, München, als Professor an der University of Chicago und als John M. Olin Distinguished Visiting Professor an der School of Law der Universität von Virginia.
Professor Gigerenzer ist Vizepräsident des Europäischen Forschungsrats (ERC), aktives Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Philosophical Society. Zu seinen zahlreichen Ehrungen zählen mitunter der Preis der American Association for the Advancement of Science (AAAS) für den besten Zeitschriftenartikel in den Verhaltenswissenschaften, der Preis der Association of American Publishers für das beste Buch in den Sozialwissenschaften sowie der Deutschen Psychologie-Preis und der Communicator-Preis. Er trainiert Manager, amerikanische Bundesrichter und deutsche Ärzte in der Kunst des Entscheidens und im Umgang mit Risiken und Unsicherheiten. Das Gottlieb Duttweiler Institut hat Gigerenzer als einen der 100 einflussreichsten Denker der Welt bezeichnet. Als Leiter des 2009 gegründete Harding-Zentrum für Risikokompetenz sowie Gründer und Gesellschafter von Simply Rational – Das Institut für Entscheidung liegt sein jetziger Forschungsschwerpunkt auf Risikokompetenz und Risikokommunikation.


Karl Ulrich Mayer

Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer leitete von 1983 bis 2005 den Forschungsbereich „Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Entwicklung“. In den Jahren seit seiner Emeritierung lehrte er bis 2010 an der Yale University in New Haven/CT, USA, war Chair des dortigen Department of Sociology und Gründungsdirektor des Center for Research on Inequalities and the Life Course (CIQLE). Er ist Stanley B. Resor Emeritus Professor of Sociology. Von 2010 bis 2014 war Karl Ulrich Mayer Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Seit 2010 ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der BBAW-Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Exzellenzinitiative“. Er ist ferner Mitglied des Steuergremiums „Demografischer Wandel“ der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Leopoldina-Arbeitsgruppe zu sozialwissenschaftlichen Längsschnittstudien. 2015 evaluiert er das Institut für Höhere Studien in Wien. Karl Ulrich Mayer arbeitet weiter an der Deutschen Lebensverlaufsstudie, in deren Rahmen zwischen 1979 und 2005 acht Kohortenstudien in West- und sechs in Ostdeutschland durchgeführt wurden. Die letzte Veröffentlichung dazu „Social Change, Cohort Inequalities in Germany since the 1920s – Results from the German Life History Study“ entstand als Sonderheft der European Sociological Review (April 2015). Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Wissenschaftssoziologie und die Wissenschaftspolitik, dabei insbesondere das Verhältnis von Universitäten und außeruniversitären Forschungsorganisationen und -einrichtungen sowie die Karriereperspektiven des Wissenschaftlichen Nachwuchses. Karl Ulrich Mayer ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für den Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs und Mitglied des Universitätsrates der Universität Mannheim sowie des Hochschulrates der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Im Mai 2015 wurde ihm die Würde eines Ehrensenators der Universität Tübingen verliehen.

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