Feeling Dis/ease – New Perspectives on Contemporary History

Abschlusskonferenz Minerva-Projekt

29.- 31. Januar 2020
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Organisation: PD Dr. Bettina Hitzer

Der Minerva-Forschungsschwerpunkt „Gefühl und Krankheit. Geschichte(n) einer komplizierten Beziehung“ hat Krankheit aus emotionshistorischer Perspektive eingehend beleuchtet. Der Fokus lag hier einerseits auf der Geschichte der Krebskrankheit als einer der am meisten gefürchteten, zugleich in vieler Hinsicht Grenzen überschreitenden Krankheit, andererseits auf der Geschichte der Psychosomatik, in der Debatten um den Ort, die Reichweite, die Bedeutung und die Therapierbarkeit von Gefühlen im Zentrum standen.


Public Keynote

Joanna Bourke (Birkbeck, University of London)
Forensic Sense: Sexual Violence, Medical Professionals, and the Senses

Wednesday, 29 January 2020, 6 pm
Large Conference Room
(no registration required)
Physicians, police doctors and forensic medical examiners, GPs, gynaecologists, surgeons, nurses, midwives, psychiatrists, and therapists and other medical professionals play central roles in the examination, treatment, and counselling of victims of sexual violence. They are influential social and legal agents in understanding, interpreting, and adjudication of sexual attacks. This paper explores the ways they use the senses of sight, touch, sound, and smell to arrive at a forensic understanding of the bodies and minds of rape victims and survivors from the late nineteenth century to the present. Focussing mainly on Britain and America, I explore the historically and geographically variable ways medical professionals learn the practices, techniques, and technologies relevant to medico-legal labour.   Joanna Bourke is Professor of History at Birkbeck, University of London, and a Fellow of the British Academy. She is the prize-winning author of thirteen books. In 2014, she was the author of The Story of Pain: From Prayer to Painkillers (OUP) and Wounding the World: How Military Violence and War-Play are Invading our Lives (Virago). An Intimate History of Killingwon the Wolfson Prize and the Fraenkel Prize. Her books have been translated into Chinese, Russian, Spanish, Catalan, Italian, Portuguese, Czech, Turkish, and Greek. She is the Principal Investigator on a five year Wellcome Trust-funded project entitled SHaME, or Sexual Harms and Medical Encounters (shame.bbk.ac.uk).

Die Abschlusstagung soll Bilanz ziehen und zugleich Anregungen für die Emotionsgeschichte ebenso wie für andere Felder der Geschichtswissenschaft geben. Methodische Fragen, die im Verlauf der Forschungen des Minerva-Projektes aufgetaucht sind, sollen aufgegriffen werden. Dazu zählt etwa die Frage danach, wie sich in der Krankheitsgeschichte die Erfahrung und Bedeutung des Fühlens und Tastens, der Geräusche und des Geruchs erschließen lassen. Wie roch etwa eine Röntgenbestrahlung in den 1920er Jahren? Welche Geräusche erzeugten Bestrahlungsgeräte und Belüftungssysteme? Wie fühlten sich die Strahlenschutzmaßnahmen durch Abdeckung auf der Haut an? Und wie verdichteten sich diese Sinneserfahrungen zu einer Gefühlserfahrung? Handelt es sich bei der Erforschung dieser Aspekte ausschließlich um eine history of the senses, um eine history of feelings? Oder ist es möglich und sinnvoll, diese als integraler Bestandteil einer Emotionsgeschichte zu konzipieren, die nach den Effekten sinnlicher Erfahrungen für Gefühle in und gegenüber von Krankheit fragt? Auf welche Methoden können wir hier zurückgreifen, von welchen theoretischen Vorannahmen gehen wir aus?

Die Vorträge sollen erkunden, wie solche Fragen empirisch und methodisch für die Emotionsgeschichte von Krankheit und Gesundheit fruchtbar gemacht werden kann. Dabei sollen zugleich gegenwärtig diskutierte Ansätze aus anderen Feldern der Geschichtswissenschaft ebenso wie aus benachbarten Disziplinen wie etwa der Medizinsoziologie, der Kultur- und Literaturwissenschaft und der Sicherheitsforschung einbezogen werden.

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