Liebe und Arbeit in der Stadt

Romantische Liebe in Delhi, ca. 1950 bis zur Gegenwart

Rukmini Barua

Die frühen 1950er Jahre markierten durch die einsetzende rasante demographische, industrielle und urbane Expansion einen Wendepunkt in der Geschichte Delhis. Das Projekt möchte eine Geschichte der romantischen Liebe in der Arbeiterklasse im postkolonialen Delhi in eben dieser Periode schreiben. Es soll untersucht werden, wie romantische Gefühle erlebt, ausgedrückt und gesteuert wurden, wie romantische Repertoires erzeugt wurden und wie sie sich veränderten, und wie die Geschlechterbeziehungen in den Alltagspraktiken der Liebe im sozialen Milieu von Delhi’s „working poor“ überlappten. Diese Untersuchung erfolgt auf drei, miteinander verschränkten Ebenen: Der körperlichen Dimension der Liebe, der Räumlichkeit der Liebe und den Vokabularien der Liebe. Die Studie geht davon aus, dass Liebe historisch kontingent ist und dadurch ermöglicht, die die tieferliegenden kulturellen Rhythmen, sozialen Spannungen und Vermittlungen besser zu begreifen. Dieser Ansatz kann nicht nur Einblicke in die variierenden Konzeptualisierungen von Liebe geben, sondern kann auch Gefühle wie Begehren, Furcht, Angst, Ehre und Schande, die in romantischen Beziehungen häufig miteinander verwoben sind, deutlicher herausstellen.

Das Projekt wird verschiedene Lebensentwürfe von Arbeitern in verschiedenen Communities und sozialen Gruppen (selbstständige Arbeiter, mobile Händler, Verkäufer, Hausangestellte und Bau- und Industriearbeiter) betrachten. Die Quellen und Methoden dieser Untersuchung sind vielfältig: Es werden schriftliche Quellen wie Zeitschriften und populäre Publikationen, Gerichtsakten, Ego-Dokumente genutzt, aber auch mündliche wie Oral Histories und ethnografische Interviews in den Arbeitervierteln von Delhi.

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