Zusammenarbeit reduziert Diagnosefehler

Medizinstudenten arbeiten in Zweierteams genauer als allein

20. Januar 2015

Medizinischer Nachwuchs profitiert von der Arbeit im Team. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Konstanz konnten anhand von Medizinstudenten zeigen, dass Teams akkuratere Diagnosen stellen als Einzelpersonen. Fehldiagnosen sind demnach leicht vermeidbar. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht.

Knapp 90 Medizinstudenten der Charité standen vor der Aufgabe, am Computer simulierte Patientenfälle zu diagnostizieren. Alle angehenden Mediziner hatten einen vergleichbaren Wissensstand und sollten für jeweils sechs Patienten mit Atemnot diagnostische Tests anordnen. Anhand der erhaltenen Ergebnisse galt es, eine Diagnose auszuwählen – entweder als Einzelperson oder zu zweit.

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis: Berufsanfänger profitieren von einer Zusammenarbeit im Team, ihre Diagnosen sind akkurater und es entstehen 17 Prozent weniger Fehler. Meist gehen falsche Einschätzungen auf Denkfehler oder Fehler bei der Datenauswertung zurück.

Zwar brauchen die Mediziner im Zweierteam etwas länger um zu ihrer Diagnose zu gelangen, die diagnostischen Tests, die sie anordnen, würden dagegen in einem realistischen klinischen Rahmen weniger Zeit beanspruchen. „Der Austausch mit einer anderen Person hilft eventuelle Wissenslücken zu schließen und damit Fehlschlüsse zu korrigieren“, sagt Juliane Kämmer, Erstautorin der Studie und Postdoc-Stipendiatin am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin. In Notfallsituationen könne dies Leben retten.

Zudem fühlen sich Zweierteams hinsichtlich ihrer Diagnosestellung sicherer. Auch, wenn das individuelle Sicherheitsgefühl nichts über die Richtigkeit der Diagnose aussagt. Kooperation kann gerade für Ärzte in Ausbildung ein Gewinn sein. Ähnliche Untersuchungen untermauern den Befund: Teams sind häufig besser im Lösen von komplexen Aufgaben als der Einzelne.

Originalstudie
Hautz, W. E., Kämmer, J. E., Schauber, S. K., Spies, C. D., Gaissmaier, W. (2015). Diagnostic Performance by Medical Students Working Individually or in Teams. JAMA. doi:10.1001/jama.2014.15770

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht