Die Langzeitvorteile von Fremdsprachenunterricht für Früh-, Mittel- und Spätstarter*innen.

Eine Bestandsaufnahme und empirische Studie über Englisch im Schulunterricht

Baumert, J., Fleckenstein, J., Leucht, M., Köller, O., & Möller, J. (2020). The long-term proficiency of early, middle, and late starters learning English as a foreign language at school: A narrative review and empirical study. Language Learning, 70(4), 1091-1135. https://doi.org/10.1111/lang.12414

Diese ausführliche Studie beschäftigt sich mit den potenziellen Langzeitvorteilen eines frühen Beginns des Fremdsprachenlernens im Schulunterricht. Ein Thema, das weiterhin Aufmerksamkeit verdient. Sie befasst sich mit Fragen, die sowohl auf theoretischer Ebene (Wie wirkt sich das Alter des Fremdsprachenerwerbs auf Sprachkompetenz aus?) als auch auf praktischer/politischer Ebene (Wie sollten Regierungen und Bildungseinrichtungen den Fremdsprachenunterricht gestalten um einen hohen Lernerfolg sicherzustellen?) wichtig sind.

Die Studie untersucht die Auswirkungen eines früheren Erlernens von Englisch auf die sprachlichen Englischkenntnisse von fast 20.000 Schüler*innen der Jahrgangsstufe 9 in Deutschland. Der Vergleich von Frühstarter*innen mit Mittel- und Spätstarter*innen zeigt nur geringe Unterschiede im Lese- und Hörverstehen der drei Gruppen. Dieses Ergebnis bestätigt vorangegangene Studien und nutzt dabei ein robusteres Forschungsdesign. Die Studie liefert außerdem eine entscheidende neue Erkenntnis: Der Grund für den beobachteten fehlenden Nutzen eines frühen Lernbeginns ist die mangelnde Kontinuität des Unterrichts zwischen Primar- und Sekundarstufe. Zusätzlich zeigen die Ergebnisse, dass Kinder von Menschen mit Migrationshintergrund eher weniger von einem frühen Englischunterricht profitieren, wenn sie die Mehrheitssprache nicht richtig beherrschen. Für diese Kinder scheint es besser zu sein, wenn sie mit dem Erlernen der englischen Sprache warten, bis sie eine solide Grundlage in der Mehrheitssprache entwickelt haben.